Nachdem Suchtprobleme im Alter lange Zeit kaum Beachtung gefunden haben, werden sie zunehmend auch für die Forschung interessant. An der vordersten Front der praktischen Suchtarbeit und Altersmedizin verspürt man schon länger den Druck, sich mit geeigneten Konzepten dieser wachsenden Klientel zu stellen. Auch die offizielle Drogenpolitik hat die Bedeutung erkannt und zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht.
Angesichts der steigenden Lebenserwartung, der Entwicklung von Konsumgewohnheiten und kultureller Umwälzungen nehmen Suchtprobleme im Alter zu. Neben Alkohol und dem oft vernachlässigten Tabakkonsum spielen dabei Medikamente eine besondere Rolle. Die Abwägung von Schaden und Nutzen im Kontext von Multimorbidität und Polypharmazie ist dabei oft wichtiger als die Frage einer abstrakten Suchterkrankung. Opiatanalgetika erfahren eine kritische Neubewertung, weil einerseits die Wirksamkeit bei Nichttumorschmerzen zweifelhaft ist und andererseits die Risiken größer sind als lange Zeit angenommen.
Suchtprobleme im Alter werden häufig nicht bzw. fehldiagnostiziert. Suchtmittelkonsum ist von großer Bedeutung für die Demenzentstehung. Altgewordene Suchtkranke und der Suchtmittelkonsum von Heimbewohnern stellen große Herausforderungen für die Altenhilfe dar. Mit dem Altern der Konsumenten illegaler Drogen wächst schließlich eine neue Zielgruppe heran, die besondere Konzepte und eine Kooperation von Suchthilfe, Allgemeinmedizin, Altersmedizin und Gerontopsychiatrie erfordert.