Anti-Amyloid-Immuntherapie der Alzheimer-Krankheit: Perspektiven der Anwendung

Georg Adler

Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG), Mannheim

1. Zielsetzung/Fragestellung:

Mit Aducanumab und Lecanemab sind in den USA zwei Beta-Amyloid-Antikörper zur Behandlung der leichten Alzheimer-Demenz und der leichten kognitiven Beeinträchtigung bei Alzheimer-Krankheit zugelassen worden. Für Europa wird die Zulassung von Lecanemab für das nächste Jahr erwartet. Was kann von dieser Art der Therapie für die Behandlung von Alzheimer-Patienten erwartet werden? Für wie viele Patienten kommt die Behandlung in Betracht? Wie kann diese Form der Behandlung realisiert werden?

2. Materialien/Methoden

Über die zu erwartenden Wirkungen und Nebenwirkungen der Behandlung geben die zulassungsrelevanten Studien Auskunft. Die Zulassung der Medikamente ist in den USA jeweils von einer Prescribing Information (PI) und einer Appropriate Use Recommendation (AUR) begleitet. Daraus ergeben sich Hinweise für die Indikationsstellung, für die vorher angebrachten klinischen und technischen Untersuchungen, die Durchführung der Behandlung und die erforderlichen Sicherheitskontrollen. Seit der Zulassung in den USA gibt es auch Berichte über Erfahrungen mit der Behandlung unter Alltagsbedingungen, über ihre Kosten und Nebenwirkungen. Erfahrungen aus der Markteinführung vergleichbarer Medikamente und Daten aus Präventionsprojekten erlauben eine Abschätzung der Entwicklung der Behandlung mit Beta-Amyloid-Antikörpern in Deutschland.

3. Ergebnisse

Für die Durchführung der Behandlung mit Beta-Amyloid-Antikörpern ist neben einer bildgebenden Untersuchung des Gehirns der Nachweis der Beta-Amyloid-Pathologie durch Untersuchung des Liquors oder PET erforderlich.
Ausgeprägte Durchblutungsstörungen des Gehirns, Behandlung mit Antikoagulantien und Homozygotie für das Apolipoprotein E4-Allel sind mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko verbunden.
Die Behandlung mit Lecanemab, wie sie derzeit in den USA durchgeführt wird, ist insgesamt mit mittleren jährlichen Kosten von umgerechnet 30.500 € pro Patient verbunden.
Die Behandlung führt zu einer individuell unterschiedlich ausgeprägten Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. An Nebenwirkungen treten insbesondere lokalisierte Hirnödeme und Hirnblutungen auf. Diese sind bei über 70 % der Patienten asymptomatisch und führen zumeist nicht zum Abbruch der Behandlung, aber zur Notwendigkeit von wiederholten klinischen und MRT-Untersuchungen. Daher ist ein gewisses Maß von Expertise und guter Zugang zu technischen Untersuchungsverfahren für die Behandlung erforderlich.
Von den Personen, für die diese Behandlung geeignet ist, sind etwa zwei Drittel an einer leichten kognitiven Beeinträchtigung erkrankt. Aus verschiedenen Gründen ist zu erwarten, dass sich der Anteil der behandelten Patienten in den ersten 5-10 Jahren nach der Einführung dieser Medikamente im einstelligen Prozentbereich bewegen wird.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Die Einführung der Beta-Amyloid-Antikörper zur Behandlung der leichten Alzheimer-Demenz sowie der leichten kognitiven Beeinträchtigung bei Alzheimer-Krankheit wird eine zusätzliche wirksame Behandlungsmöglichkeit eröffnen. Diese ist allerdings mit erheblichen Kosten und der Möglichkeit gravierender Nebenwirkungen verbunden. Am meisten werden von der Behandlung voraussichtlich Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung, die nicht unter ausgeprägten körperlichen Begleiterkrankungen leiden, profitieren.

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