Anti-Amyloid-Immunotherapie der Alzheimer-Krankheit: Stand der Forschung
Timo Grimmer
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
1. Zielsetzung/Fragestellung:
Erstmals in der Geschichte der Behandlung
der Alzheimer-Krankheit richten sich neue Behandlungsverfahren gegen die
Pathophysiologie. Diese therapeutischen Ansätze zielen darauf ab, die
Konzentration von ß-Amyloid zu verringern oder die Ausbreitung der
Tau-Pathologie zu verhindern.
Die Hypothesen und Ergebnisse aktuell erprobter Therapiestrategien werden diskutiert.
2. Materialien/Methoden
Die zugrundeliegende Amyloid-Theorie, die bisher am besten untersuchte Hypothese zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit, beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau des ß-Amyloid 1-42 als ein frühes und ursächliches Ereignis im Krankheitsprozess. Während eine Überproduktion nur für einen geringen Teil der Erkrankten verantwortlich scheint, mehren sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen in der Amyloid-Clearance. Im Weiteren stoßen die ß-Amyloid-Ablagerungen weitere pathologische Veränderungen wie die Hyperphosphorylierung von Tau, den Verlust von Synapsen und schließlich den Neuronen-Verlust an.
3. Ergebnisse
Am weitesten fortgeschritten in der klinischen Entwicklung sind passive Immunisierungen mit monoklonalen Antikörpern gegen ß-Amyloid. Die Ergebnisse von klinischen Phase II und Phase III-Studien lassen hoffen, dass damit erstmals eine Verzögerung des Fortschreitens der Pathologie erreicht werden kann, so dass sich der Krankheitsverlauf der Patienten verlangsamt. Erste Ergebnisse von Anti-Amyloid-Antikörper-Studien sind zur Zulassung eingereicht worden. Von Anti-Tau-Immunisierungen gibt es erste Hinweise auf die Wirksamkeit und auch andere Wirkmechanismen werden verstärkt untersucht.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Aducanumab und Lecanemab, zwei monoklonalen
Antikörpern gegen ß-Amyloid, sind in den USA zur Behandlung der
frühen Alzheimer-Demenz zugelassen worden, bisher (noch?) nicht in der
Europäischen Union.