Demenzkoordinator am Allgemeinkrankenhaus

Benjamin Volmar,

Bernd Meißnest,
Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie, Zentrums für Altersmedizin, LWL-Klinikum Gütersloh

Hintergrund
Immer mehr hochaltrige Menschen werden stationär in Akutkrankenhäusern behandelt. Je älter diese Menschen sind, desto höher ist das Risiko, das sie an einer Demenz erkrankt sind. Ein Großteil dieser Patienten lebt im häuslichen Umfeld und wird erstmalig im Krankenhaus kognitiv auffällig. Die bisherigen Krankenhausstrukturen sind auf diese multimorbiden und hochsensiblen Patienten nicht ausgelegt. Häufig kommt es im Rahmen der stationären Behandlung zu weiteren Beeinträchtigungen und Komplikationen durch die demenziell bedingten Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen [1]. Zudem gibt es bei vielen Mitarbeitenden geringe Kenntnisse über verschiedenen Demenzerkrankungen, und wie sich diese in dem Alltag des betroffenen Menschen auswirken [2].

Einleitung
Das Klinikum Gütersloh und die gerontopsychiatrische Abteilung des LWL-Klinikums Gütersloh haben in Kooperation die Stelle des Demenz-Koordinators entwickelt, um das gerontopsychiatrische Fachwissen, bezüglich der Versorgung von Menschen mit Demenz, in die Akutsomatik zu übertragen. Diese Stelle wird mit Fördergeldern der Bürgerstiftung Gütersloh finanziert [3].
Der Demenz-Koordinator beschäftigt sich mit Fragestellungen rund um den Versorgungskontext von Menschen mit Demenzerkrankungen während des Krankenhausaufenthaltes. Dabei wird der Person-zentrierte-Versorgungsansatz von Tom Kitwood als Arbeitsgrundlage verwendet.

Thema
In diesem Vortrag wird der Arbeitsalltag des Demenz-Koordinators vorgestellt. Dabei werden drei Arbeitsbereiche gesondert betrachtet, die Einfluss auf diese Tätigkeit haben.
Pflegerische Liasiondienste für Menschen mit Demenz im Klinikum Gütersloh.
Interdisziplinäre Mitarbeiterschulungen basierend auf dem „Lern von Mir“- Konzept.
Entwicklung und Identifizierung von demenzfreundlichen Strukturen und Orientierungshilfen für das Akutkrankenhaus.
Bedingt durch diese weit gestreuten Themenfelder ist die Arbeit hochanspruchsvoll. Die Bewältigung der Arbeitsanforderung bedingen Kenntnisse im Bereich der Demenzerkrankungen und -behandlung, der gerontopsychiatrischen Versorgungspraxis und den Abläufen in der somatischen Klinik.

Ziele
Der Demenz-Koordinator soll eine Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz in der Akutklinik ermöglichen. Dabei ist er in drei Ebenen tätig.
Einerseits führt er Pflegekonsile durch, um individuelle Versorgungsaspekte zu erfassen und entsprechend mit einem Person-zentrierten-Ansatz diese Bedürfnisse zu identifizieren, kommunizieren und abzudecken. Dabei werden sowohl die Bedürfnisse des Patienten als auch die des informellen Patientennetzwerkes aufgenommen und abgedeckt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung von Menschen mit Demenz im Klinikalltag. Oft muss dabei differenziert werden zwischen verschiedenen Demenzerkrankungen und einem akuten Delir. Des Weiteren bietet er Hilfestellungen und Beratungsangebote für das interdisziplinäre Behandlungsteam, sowie die Angehörigen von Menschen mit Demenzen an.
Als Zweites ist der Demenz-Koordinator für die Durchführung von Mitarbeiterschulungen verantwortlich. Dabei greift er auf die Schulungsmaterialien des „Lern von Mir“ –Programmes zurück. In diesen Schulungen erwerben die Mitarbeitenden Kenntnisse über verschiedene Demenzformen und Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz.
Zudem soll er in der Strukturebene Maßnahmen identifizieren und entwickeln, die eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz im Klinikalltag gewährleisten. Dieses umfasst z.B. die Schaffung von demenzfreundlichen Orientierungshilfen oder die Vernetzung zwischen ambulanten und stationären Versorgungsangeboten. Und damit einhergehend eine Behebung der Schnittstellenproblematik zwischen der stationären Versorgung und den ambulanten Dienstleistern, die sowohl akute Versorgungsproblematiken als auch Kenntnisse über Demenzdiagnose beinhalten [4].

Literatur
[1] Löhr, M., Schulz, M., & Behrens, J. (2014). Menschen mit Demenz im Krankenhaus. Psych. Pflege Heute, 20(04), S. 189–195
[2] Isfort, M.; Klostermann, J.; Gehlen, D., Siegling, B. (2014): Pflege-Thermometer 2014. Eine bundesweite Befragung von leitenden Pflegekräften zur Pflege und Patientenversorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus. Herausgegeben von: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip)
[3] Lücke, S. (2015). Projekt mit Vorbildcharakter. Die Schwester Der Pfleger, 54(7/15), S. 26–28.
[4] Kleina T., Wingenfeld K. (2007) Die Versorgung demenzkranker älterer Menschen im Krankenhaus. Bielefeld: Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld

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