Fahreignungsberatung in der Gedächtnissprechstunde
Max Töpper,
Mas Toepper1, Philipp Schulz1, Stefan Spannhorst2, Stefan Kreisel2, Thomas Beblo1,
Martin Driessen1, Mas Toepper1,2
Evangelisches Krankenhaus Bielefeld,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bethel,
Forschungsabteilung, Bielefeld1
Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bethel, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Bielefeld2
Einleitung:
Mit zunehmendem Alter
kommt es zu Veränderungen sensorischer, motorischer und kognitiver Funktionen.
Während die Bedeutung visueller und motorischer Einschränkungen
für das Fahren weitgehend anerkannt ist, werden mögliche kognitive
Einschränkungen Ältere kaum beachtet. Altersbegleitende kognitive
Veränderungen betreffen fluide Funktionen wie z.B. Wechsel und Aufteilung
von Aufmerksamkeit, visuelle Suche sowie Aufgabenwechsel und Doppeltätigkeit,
welche alle bedeutsam für das Fahren sind. In vertrauten oder einfachen
Verkehrssituationen können Ältere kognitive Defizite meist kompensieren,
nicht immer jedoch in unerwarteten und komplexen Situationen. Dies kann zu
Fehlverhalten und einem erhöhtem Risiko für Unfälle führen.
Diagnostik:
Verkehrsrelevante kognitive
Funktionen sind vielfältig und
können daher in ihrer Gesamtheit nur durch eine Batterie verschiedener
psychometrischer Tests quantifiziert werden. Solche Tests müssen inhaltlich
geeignet und hinreichend komplex sein, um Schwächen aufdecken zu können,
die bei einfachen Tests kompensiert werden. Die Fahrleistung im Realverkehr
kann mit Hilfe einer strukturierten Fahrverhaltensprobe beurteilt werden.
Diese ist nur sinnvoll bei hinreichend unterschiedlichen und komplexen Verkehrssituationen.
Maßnahmen:
Bei Selbst- oder Fremdberichten über Fahrprobleme können ältere
Fahrer zunächst mit Hilfe einer kombinierten visuellen und kognitiven
Testbatterie untersucht werden. Bei wiederholt schlechten Testergebnissen ist
eine Fahrverhaltensprobe sinnvoll.
Bei klaren Fahrproblemen sollte ein Fahrtraining im Realverkehr empfohlen
werden, welches verschiedene komplexe Verkehrssituationen beinhalten sollte.
Ein solches
Training bringt insbesondere bei Älteren mit suboptimaler Fahrleistung
deutliche Verbesserungen. Eine Alternative ist das Training im Fahrsimulator,
bei dem beliebige Szenarien angeboten und insbesondere Schwachpunkte wiederholt
trainiert werden können. Schließlich gibt es Hinweise dafür,
dass auch das direkte Training einzelner kognitiver Funktionen am häuslichen
PC das Fahrverhalten Älterer signifikant verbessern kann. Diese Alternative
sollte wegen der niedrigen Kosten und des überaus einfachen Zugangs weiter
erforscht werden.
Schlussfolgerung: Bei Fahrproblemen Älterer in Folge kognitiver Einschränkungen
kann eine Sequenz von geeigneten kognitiven Tests, Beobachtung des Fahrverhaltens
in schwierigen Verkehrssituationen und ggf. verschiedene Trainingsmaßnahmen
zu einer Verbesserung der Fahrkompetenz Älterer führen.