Multimedikation
Dag Schütz,
Direktor Klinik für Geriatrie / Altersmedizin, Evangelisches Krankenhaus
Essen-Werden
Eine qualitativ hochwertige medizinische
Versorgung ist ein zentrales Anliegen unseres Gesundheitssystems. Systematische
Versorgungssysteme wie Disease-Management-Programme, Qualitätsindikatoren
und Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften sollen die hohe Qualität
sicherstellen. Tagtäglich muss sich die ärztliche Behandlungsfreiheit
an den Vorgaben messen und behaupten. Eine als kritisch zu beurteilende Konsequenz
der Qualitätssicherungsmaßnahmen ist besonders bei den alten,
multimorbiden, chronisch kranken Patienten festzustellen: Multimedikation.
Die Multimedikation ist definiert als die Einnahme von 5 oder mehr Wirkstoffen
pro Tag. Folge dessen ist eine Vielzahl problematischer Aspekte bezüglich
der Patientengesundheit, aber auch der weiteren ärztlichen Behandlung:
Potentiell in adäquate Medikamente, unerwünschte Arzneimittelereignisse,
steigende Wechselwirkung und nicht zuletzt eine Veränderung der Patientenadhärenz.
Unter dem beschriebenen Qualitätsdruck gestaltet sich eine Reduktion
der Medikamentenmenge schwierig. Vor der Entscheidung einer Medikationsanpassung
oder Reduktion müssen wichtige Aspekte durch den behandelnden Arzt geklärt
werden:
- Patientenwunsch und Behandlungsziele
- Definition des Stellenwerts der einzelnen Krankheit, sowohl für den
Patienten als auch für den Therapeuten
- Übersicht potentieller inadäquater Medikationskonstellationen
- Aufklärung des Patienten über mögliche Risiken der folgenden
Behandlungsschritte
Besonders für den niedergelassenen Arzt resultiert hieraus eineHerausforderung
die nur durch Strukturvernetzung gelöst werden kann.