Situation demenzbetroffener Paare in Stadt und Land. Ergebnisse aus zwei Interventionsstudien
Andreas Häusler,
Department Sport- und Gesundheitswissenschaften, Sozial-
und Präventivmedizin, Universität Potsdam
Michael Rapp Universität Potsdam,
Department Sport- und Gesundheitswissenschaften, Sozial- und Präventivmedizin
Johanna Nordheim, Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut
für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
Kerstin Krause-Köhler, Department Sport- und Gesundheitswissenschaften,
Sozial- und Präventivmedizin
Mechthild Niemann-Mirmehdi, Psychiatrische Klinik der Charité-Universitätsmedizin
Berlin
1. Zielsetzung/Fragestellung
Um die gemeinsamen Ressourcen zu stärken und Selbständigkeit zu erhalten,
wurde ein Trainings- und Beratungsprogramm für Menschen mit beginnender
bis mittelschwerer Demenz und ihre Partner in zwei Versorgungsregionen durchgeführt.
Berliner und Brandenburger Teilnehmer zweier Studien (DYADEM und DYADEM-Brandenburg)
werden hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Charakteristika und Versorgungssituationen
sowie wohnortsensibler Voraussetzungen für psychosoziale Therapieansätze
verglichen.
2. Materialien/Methoden
Ü
ber unterschiedlichste Versorgungs- und Beratungseinrichtungen wurden Paare rekrutiert,
von denen ein Partner an einer Demenz litt. Die Paare erhielten im häuslichen
Rahmen ein Unterstützungsangebot mit paar- und sozialtherapeutischen Aspekten
im Umfang von 9 Sitzungen (davon zwei telefonisch) über eine Zeitraum von
10 bis 12 Wochen. Eine Kontrollgruppe erhielt eine einzelne, einstündige
Beratungssitzung. Die Intervention wurde von einer Vorab- sowie zwei Follow-up-Datenerhebungen
flankiert.
3. Ergebnisse
In die Berliner Studie wurden 82 Paare mit einem mittleren Alter von 73 (Angehörige)
bzw. 75 Jahren (Patienten) eingeschlossen. Die Ausgangsituation der pflegenden
Partner ist durch höheres Stressempfinden sowie einer niedrigere Beziehungsqualität
und -ausgewogenheit geprägt als bei deren demenzerkrankten Partnern. Die
Follow-up-Untersuchungen zeigten u.a. einen geringeren kognitiven Abbau bei Patienten
in der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe. Langfristig schätzen
pflegende Partner ein, durch die Intervention besser zur Bewältigung krankheitsassoziierter
Probleme in der Lage zu sein.
Erste Follow-up-Ergebnisse der einjährigen Brandenburger Interventionsstudie
sind zum Jahresende 2014 zu erwarten.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Es zeigen sich unterschiedliche Versorgungsrealitäten demenzbetroffener
Paare in Stadt und Land.
Während die Inanspruchnahme von Hilfsmöglichkeiten in städtischen
Siedlungsgebieten bereits frühzeitiger erfolgt, wird im ländlichen
Gebiet häufig erst auf
externe Hilfen zurückgegriffen, wenn demenziellen Erkrankungen bereits weiter
fortgeschritten sind und eine starke
Belastung der pflegenden Angehörigen zu verzeichnen ist. Dies stellt eine
besondere Herausforderung
für die Konzeption von Interventionsmöglichkeiten bei Frühbetroffenen
in ländlichen
Versorgungsgebieten dar.