Herausforderung Menschen mit Demenz im Krankenhaus
Winfried Teschauer
Ingenium-Stiftung, Ingolstadt
Die Anzahl der Menschen mit
Demenzerkrankung, die in deutschen Krankenhäusern
behandelt werden kann bestenfalls grob geschätzt werden. Demenz ist – falls
sie überhaupt bekannt oder kodiert ist – i.d.R. eine Nebendiagnose.
Eine Untersuchung von Aroldt, die 1997 veröffentlicht wurde, gibt den
Anteil der Demenzkranken mit 12% an allen Behandlungsfällen an. Seitdem
hat sich die Altersstruktur der Krankenhauspatienten deutlich in Richtung hochaltrige,
multimorbide Patienten verändert.
Ausgehend von diesen Zahlen ist mit mindestens 3 Millionen Krankenhausaufenthalten Demenzkranker in Deutschland pro Jahr zu rechnen. Dabei ist zwischen notfallmäßig und elektiv aufgenommenen Patienten zu unterscheiden. Während bei der ersten Gruppe häufig kaum Informationen zur Krankheit vorliegen bzw. zu erhalten sind, erlauben geplante Interventionen zumindest die Übergabe grundlegender Informationen an die Krankenhäuser, sie somit in der Lage sind, darauf zu reagieren.
Das Bayerische Projekt „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“ wird
im Wesentlichen von vier Säulen getragen:
1. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter in Krankenhäusern für die
mit der Demenz einhergehenden besonderen Maßnahmen und Umgangsformen
soll durch interdisziplinäre Schulungen aller an der Versorgung beteiligter
Berufsgruppen erreicht werden.
2. Der Einsatz von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern soll in den Krankenhäusern
implementiert werden um die besonders schwierige Situation des stationären
Aufenthalts für die Demenzkranken erträglicher zu machen.
3. (Pflegende) Angehörige sind im Umfeld der Demenzerkrankung eine unschätzbare
Ressource, da sie i.d.R. die Verhaltenweisen der Kranken genau kennen und einschätzen
und darüber hinaus auch über den prästationären Zustand
der Patienten Auskunft geben können. Veränderungen, die z.B. auf
eine delirante Entwicklung hindeuten können so schneller erkannt werden.
Um Angehörige zu sensibilisieren sind öffentliche Informationsveranstaltungen
geplant.
4. Die sieben am Projekt beteiligten lokalen Alzheimer Gesellschaften werden
als Spezialisten für Umgangsformen den Partner-Krankenhäusern mit
Rat und Tat zur Seite stehen und diese bei der Umsetzung von z.B. Umgangsregeln,
Beschäftigungsmöglichkeiten oder milieutherapeutischen Maßnahmen
aus Sicht der Patienten unterstützen. Eine Vernetzung der beteiligten
Häuser unterstützt den Wissenstransfer. Außerdem wird der Landesverband
Bayern der Deutschen Alzheimer Gesellschaft das Projekt beratend begleiten
und evaluieren.
Das vom Landesverband Bayern der
Deutschen Alzheimer Gesellschaft entwickelte Vorhaben wird durch das Bayerische
Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit,
die Kostenträger auf Landesebene sowie die Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.
Außerdem ist die Bayerische Krankenhausgesellschaft e.V. eingebunden.