Gesellschaftliche Normen und Bewertung der Lebensqualität bei Demenz

Johanna Nordheim
Adelheid Kuhlmey
Institut für Medizinische Soziologie

Charité-Universitätsmedizin Berlin


1 . Zielsetzung/Fragestellung
Die Ziele zweier vorgestellter Studien waren zum einen die Erfassung der pflegerischen Versorgung von Demenzpatienten in verschiedenen Settings, zum anderen die Optimierung der Versorgung beim Auftreten nichtkognitiver Symptome. Für beide Forschungszusammenhänge spielte die Erfassung der Lebensqualität bei von Demenz betroffenen Menschen neben anderen Kriterien eine entscheidende Rolle.

2. Materialien/Methoden
Im STI-D-Projekt wurde mittels einer clusterrandomisierten Studie eine strukturierende Pflegemethode untersucht, die der Reduzierung neuropsychiatrischer Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit Demenz im Pflegeheim dient und somit u.a. zu verbesserter Lebensqualität der Betroffenen führen soll. Die DeWeGE-Studie untersuchte längsschnittlich über 1 Jahr Personen, die in eine ambulante Wohngemeinschaft bzw. einen Spezialwohnbereich für Menschen mit Demenz neu eingezogen waren. Neben primären Zielkriterien wie körperliche Funktionsfähigkeit und nicht-kognitive Symptome wurde auch hier die Lebensqualität der Bewohner untersucht. Der in beiden Studien verwendete QUALIDEM (Ettema et al. 2005) wurde speziell für Menschen mit Demenz entwickelt und wird zur Befragung von Bezugspflegekräften oder auch Angehörigen eingesetzt. Durch die Fremdbefragung und die unterschiedlich kombinierbaren Einzelfragen können Angaben auch für Personen in schweren Demenzstadien gemacht werden

3. Ergebnisse
Bestimmte Versorgungsformen (ambulant betreute Wohngemeinschaften) oder speziell abgestimmte Pflegekonzepte (Ursachensuche und Intervention bei Verhaltensauffälligkeiten) sind möglicherweise geeignet, um Lebensqualität von Dementen zu erhalten oder sogar leicht zu verbessern.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Lebensqualität von Menschen mit Demenz ist ein häufig untersuchtes Zielkriterium in Studien, die sich mit pflegerischen, psychosozialen o.ä. Interventionen oder auch allgemein mit Voraussetzungen und Verbesserungspotentialen in verschiedenen Versorgungssettings beschäftigen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass demenzielle Erkrankungen mit ihrem Fortschreiten sämtliche Lebensbereiche beeinträchtigen und damit auch die Frage „Was bedeutet Lebensqualität?“ individuell und anders bewertet werden muss als bei Gesunden oder bei anderen chronischen Erkrankungen. Auch eine nicht weitere Verschlechterung der Lebensqualität kann unter diesen Voraussetzungen schon als positiv betrachtet werden. Hinzu kommt die Problematik der Auskunftsfähigkeit hinsichtlich des eigenen Befindens bei starken kognitiven Einschränkungen. Mit den vorhandenen Methoden lassen sich zumindest Teilaspekte der Lebensqualität dementer Menschen erfassen.

 

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