ERGODEM-Individualisierte Ergotherapie in der Demenzbehandlung ist effektiv
Vjera Holthoff,
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bereich Gerontopsychiatrie
und kognitive Neuropsychiatrie, Universitätsklinikum an der TU Dresden
Kira Marschner,
Universitätsklinikum an der TU Dresden, Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie, Bereich Gerontopsychiatrie und kognitive
Neuropsychiatrie und Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen
(DZNE), Dresden
Antje Gerner, Luisa Jurjanz,
Universitätsklinikum an der TU Dresden, Klinik
und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie, Bereich Gerontopsychiatrie und kognitive
Neuropsychiatrie, Dresden
Matthias Schützwohl,
Universitätsklinikum an der TU Dresden, Klinik
und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Dresden
Thomas Kallert,
Park-Krankenhaus Leipzig-Südost,
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Leipzig
Thomas Becker,
Universitätsklinikum Ulm,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
Thomas Reuster,
Städtisches Klinikum Görlitz, Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie, Görlitz
1. Zielsetzung/Fragestellung
Bei ERGODEM handelt es sich um eine multizentrische (Dresden, Leipzig, Günzburg),
randomisierte und kontrollierte Studie (RCT-Design) mit dem Ziel der Evaluation
einer klientenzentrierten häuslichen Ergotherapie bei leicht bis mittelgradig
demenziell erkrankten Patienten und ihren Angehörigen.
2. Materialien/Methoden
Insgesamt 158 Patienten (Alter: = 55 Jahre) wurden in die Studie eingeschlossen
und bei Indikation entsprechend der Leitlinien (DGN, DGPPN) pharmakotherapeutisch
behandelt. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich ein individuelles,
an den Bedürfnissen und Wünschen des Patienten ausgerichtetes, ergotherapeutisches
Behandlungsprogramm über einen Zeitraum von 6 Wochen, welches zweimal
wöchentlich im häuslichen Setting und unter Einbeziehung des pflegenden
Angehörigen stattfand. Beide Patientengruppen wurden an vier Erhebungszeitpunkten
(vor Randomisierung sowie 9, 19 und 31 Wochen danach) untersucht. Neben der
Bewältigung von Alltagsaufgaben als primäre Outcome-Variable interessieren
die kognitive Leistungsfähigkeit, Aspekte der Lebenszufriedenheit, das
Belastungserleben seitens der pflegenden Angehörigen sowie die Behandlungskosten.
Die Auswertungen erfolgten in einem mehrfaktoriellen linearen Modell mit autoregressiver
Kovarianzstruktur für korrelierte Beobachtungen unter Einschluss der Designfaktoren
(Treatment, Zeitpunkt, Zentrum), des jeweiligen Ausgangswertes sowie Wechselwirkungs-termen.
Multiple Mittelwertvergleiche erfolgten Tukey adjustiert.
3. Ergebnisse
Für den Hauptoutcomeparameter ADCS-ADL ergaben sich ein signifikanter
Treatmenteffekt zugunsten der ergotherapeutischen Behandlung (p < .0001)
sowie ein signifikanter Treatment X Zeit – Interaktionseffekt (p = .0002).
In den multiplen Mittelwertsvergleichen fand sich zu allen drei Messwiederholungszeitpunkten
ein signifikanter Gruppenunterschied (p < .001) zugunsten der Ergotherapie.
Ein signifikanter Treatmenteffekt fand sich auch für die sekundären
Outcomeparameter NPI HxS (p = .0041) und NPI Angehörigenbelastung (p =
.002), nicht aber für die ADAS-cog (p = .314), die Lebenszufriedenheit
der Patienten in der Selbstbeurteilung (QoL-AD, p = .106) oder der Fremdbeurteilung
(QoL-AD, p = .560), die Lebensqualität der Angehörigen (QoL-AD, p
= .591) und die beiden Subskalen der SF-12 (p = .198 bzw. p = .510). Auf den
Subskalen der BIZA-D fand sich allein für die Subskala Weiterentwicklung
ein signifikanter Treatmenteffekt (p = .0006).
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Insgesamt
sprechen die Ergebnisse dafür, die Ergotherapie im häuslichen
Umfeld als nicht-pharmakologische Therapie demenzieller Erkrankungen als festen
Pfeiler in der ärztlichen Therapieplanung zu etablieren. Für die
weitere Entwicklung der häuslichen Ergotherapie erscheint es gleichzeitig
essentiell, weiterführend die Konzeption einer sogenannten Erhaltungstherapie
und deren Wirksamkeit auf die Erkrankungsprogredienz zu untersuchen.