PEG-Ernährung bei fortgeschrittener Demenz: ist empirisch und ethisch vertretbar?

Matthis Synofzik,
Abt. für Neurodegenerative Erkrankungen, Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Universität Tübingen


1. Zielsetzung/Fragestellung
Entscheidungen über eine Sondenernährung bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz gestalten sich aufgrund der unklaren empirischen Evidenz und komplexen ethischen Verpflichtungen in der klinischen Praxis oftmals schwierig. Bislang wurden nur wenige systematische Ansätze zur Erleichterung der Entscheidungsfindung entwickelt.

2. Materialien/Methoden
Hier werden ethische Kriterien und empirische Evidenz systematisch zusammengeführt, um eine Entscheidungsfindung in der Praxis zu erleichtern.

3. Ergebnisse
Eine Analyse unter den Kriterien des Wohlergehens, des Nichtschadens und der Autonomie zeigt, dass bei vielen Patienten mit fortgeschrittener Demenz auf eine Sondenernährung verzichtet werden sollte: empirische Studien demonstrieren, (1) dass es keinen Nachweis eines Nutzens gibt, (2) dass eine PEG-Ernährung einem Demenzpatienten oftmals weiteren Schaden zufügt und (3) dass der erklärte bzw. mutmaßliche Patientenwille zumeist nicht ausreichend beachtet wird. Bei Patienten, bei denen auf eine künstliche Ernährung verzichtet wird, entsteht kein nachweislicher, hierdurch bedingter Schaden; insbesondere „verhungern und verdursten“ sie nicht.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Eine PEG-Sondenernährung sollte bei jedem Patienten mit fortgeschrittener Demenz im Rahmen einer individuellen, kriterienorientierten Reflexion kritisch überprüft werden. Fehlt eine klare Legitimation, sollte sie nicht begonnen bzw. konsequent beendet werden.

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