S3-Leitlinie Demenzen. Daten aus der Versorgungsforschung und Perspektiven der Praxis

Jens Bohlken
Referat Demenz im Berufsverband Deutscher Nervenärzte - BVDN

Facharztpraxis,, Berlin
Hendrik van den Bussche, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf


1 . Zielsetzung/Fragestellung
Die DGPPN S3-Leitlinie Demenz gibt Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Demenzen. Bestimmte Untersuchungen wie z.B. testpsychologische Untersuchungen (u.a. DemTect, MMST), Laborparameter (u.a. Vitamin B12 oder Folsäure) und bildgebende Verfahren (CCT, MRT) sollen bei jeder Erstdiagnostik durchgeführt werden. Im Bereich der Therapie wird bei der Demenz vom Alzheimertyp die Gabe moderner Antidementiva empfohlen.
Auf drei verschiedenen Ebenen wird die Abweichung zwischen den Vorgaben der Leitlinie und der Versorgungsrealität vor Einführung der Leitlinie dargestellt.


2. Materialien/Methoden
a) Abrechnungsdaten der GEK aus den Jahren 2004-2006
b) Verordnungsdaten von Antidementiva in Berlin und Brandenburg in 2007
c) Verordnungsdaten einer Schwerpunktpraxis von 2001-2010


3. Ergebnisse
Die Abrechnungsdaten einer Krankenversicherung (GEK) belegen für die Jahre 2004-2006 eine erhebliche Abweichung hinsichtlich der zu erwartenden Anzahl durchgeführter diagnostischer Untersuchungen und der veranlassten antidementiven Behandlung.
b) Die Analyse der Verordnungsdaten von Antidementiva aus dem Jahr 2007 geben unerwartete Hinweise auf unterschiedliches Verordnungsverhalten in städtisch und ländlich geprägten Regionen. Trotz geringerer Arztdichte werden in ländlichen Regionen mehr Antidementiva verordnet als in städtischen Regionen.
c) Schließlich werden Daten aus einer Schwerpunktpraxis vorgestellt, die Hinweise auf die Häufigkeit falsch-positiver Verordnungsindikationen, unterschiedlicher Verlaufstypen und Abbrecherraten unter antidementiver Behandlung geben.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
In der S3-Leitlinie Demenzen der DGPPN (2009) werden Empfehlungen gegeben, die deutlich entfernt sind von dem, was sich in der Versorgungsrealität vor Leitlinienpublikation feststellen lässt. Es bleibt abzuwarten, inwieweit und wie schnell ein Anpassungsprozeß zwischen Leitlinienideal und Versorgungsrealität stattfindet.

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