Die Entwicklung von speed-Leistungen im Demenzverlauf

Hartmut Lehfeld,
Klinikum Nürnberg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nürnberg

Fragestellung: Bei der Verlaufsbeurteilung von MCI- und Demenzpatienten erweisen sich geschwindigkeitsabhängige Testaufgaben in vielen Einzelfällen als mindestens ebenso veränderungssensitiv wie Gedächtnistests. In der vorliegenden Untersuchung wurden deshalb zwei psychometrische Testinstrumente hinsichtlich der Veränderungssensitivität der enthaltenen Aufgaben miteinander verglichen.

Methodik: Aus der Gedächtnissprechstunde des Klinikums Nürnberg lagen 1-Jahres-Verlaufsdaten über 47 MCI- und 106 Demenzpatienten (vor allem AD, VD und Mischtypen, Schweregrad leicht bis mittel) vor. Die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten war mit den acht Aufgaben der Standardversion der CERAD-Testbatterie und dem SKT untersucht worden. Die Auswertung erfolgte anhand der für die Testinterpretation relevanten Kennwerte (CERAD: z-transformierte Rohwerte; SKT: Subscores für Gedächtnis und Aufmerksamkeit im Sinne der Verarbeitungsgeschwindigkeit). Anhand von t-Tests für verbundene Stichproben wurden die Messwert-Veränderungen über die Zeit getrennt für MCI- und Demenzpatienten auf statistische Signifikanz geprüft. Weiterhin wurden die Ausgangsleistungen der nach einem Jahr als progredient beurteilten Patienten mit denen der als stabilisiert eingeschätzten Patienten verglichen.

Ergebnisse: Bei den MCI-Patienten war nach 1 Jahr lediglich in den Aufmerksamkeitsaufgaben des SKT ein signifikantes Nachlassen der Testleistungen zu beobachten (p < .05). Bei den Demenzpatienten fanden sich eine Reihe von statistisch bedeutsamen Veränderungen (p < .01), wobei die Testwertveränderungen in den SKT-speed-Aufgaben statistisch denen in den Gedächtnisaufgaben der Untersuchungsbatterie zumindest gleichkamen. Weiterhin zeigte sich, dass bei Demenzpatienten, die nach einem Jahr im klinischen Globalurteil als progredient beurteilt wurden, bereits beim Erstkontakt eine kognitive Verlangsamung bestand, die sich im SKT-Aufmerksamkeitsscore und in der verbalen Flüssigkeitsaufgabe der CERAD-Batterie zeigte. Hinsichtlich anderer Variablen wie Alter, Bildung, Demenzschweregrad, globalem kognitivem Niveau gemäß MMSE oder Gedächtnisleistungen in SKT oder CERAD waren keine Differenzen zu verzeichnen.

Diskussion: Dieser Befund, der einer Replikation bedarf, ist vor allem vor dem Hintergrund neuropsychologischer Untersuchungen von kognitiv gesunden Probanden interessant, bei denen leichte Einbußen insbesondere der Aufmerksamkeit als Prädiktoren einer späteren Demenzerkrankung identifiziert wurden (Twamley et al. 2006). Insgesamt legen die Untersuchungsergebnisse eine stärkere Beachtung nicht-mnestischer Leistungen bei der Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Demenzpatienten nahe.


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