Sensor-basierte Erfassung zirkadianer Aspekte im Bewegungsverhalten von PatientInnen mit Demenzerkrankung – eine explorative Analyse

Rieke Trumpf1, Tim Fleiner1, Thiemo Schnorr1, Sandra Weber2, Wiebren Zijlstra2, Peter Häussermann1

1Abteilung für Gerontopsychiatrie, LVR-Klink Köln
2Deutsche Sporthochschule Köln, Köln

1. Zielsetzung/Fragestellung

Störungen des zirkadianen Bewegungsverhaltens stellen eine zentrale Herausforderung in der gerontopsychiatrischen Behandlung von PatientInnen mit Demenzerkrankung dar. Bisher werden diese im Rahmen der Fremdeinschätzung neuropsychiatrischer Symptome (NPS) mittels Bewertungsskalen erfasst (z.B. Neuropsychiatrisches Inventar [NPI]). Die objektive Analyse des Bewegungsverhaltens, z.B. die Verteilung der Schritte innerhalb eines Tages, verspricht einen Mehrwert für Diagnostik und Therapie. Ziel dieser Untersuchung ist die Ent-wicklung und Evaluierung eines Sensor-basierten Ansatzes zur Analyse zirkadianer Aspekte im Bewegungsverhalten von PatientInnen mit Demenzerkrankung.

2. Materialien/Methoden

Es wurde eine Querschnittsuntersuchung in der gerontopsychiatrischen Abteilung der LVR-Klinik Köln durchgeführt. Die körperliche Aktivität von PatientInnen mit Demenzerkrankung wurde über 48 Stunden mit einem am unteren Rücken getragenen hybriden Bewegungs-sensor (uSense) gemessen. Für die Analyse zirkadianer Aspekte im Bewegungsverhalten wurden zwei Zeiträume pro Tag (30 und 120 Minuten) mit der höchsten körperlichen Aktivität abgeleitet (Aktivphase), gemessen an der Anzahl der Schritte der PatientInnen. Des Weiteren wurde die Anzahl der Schritte in der Nacht analysiert und die Erfassung der NPS erfolgte mit-tels NPI.

3. Ergebnisse

Insgesamt wurden 79 PatientInnen mit Demenzerkrankung (36 weiblich, 46 %) im Alter von 67 bis 95 Jahren (81 ± 6 Jahre) mit einer durchschnittlichen Anzahl von 7512 Schritten/24h (± 5778 Schritte) in die Untersuchung eingeschlossen. In der Nacht (22.00 – 6.59 Uhr) gingen die PatientInnen im Durchschnitt 759 (± 989) Schritte. Die explorative Analyse der Aktivphase deutet auf Störungen des Aktivitäts- und Ruheverhaltens bei mehreren PatientInnen hin. Eine weiterführende Analyse der Zusammenhänge zwischen den NPS und der Verteilung der Ak-tivphasen, den Schritten in der Nacht sowie ein Vergleich mit der pflegerischen Dokumentati-on werden in dem Vortrag adressiert.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Diese ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Analyse von Aktivphasen anhand der Schrittzahlen ein klinisch relevanter Ansatz zu sein scheint, um zirkadiane Aspekte im Bewe-gungsverhalten von PatientInnen mit Demenzerkrankung zu quantifizieren. Solch ein Ansatz kann perspektivisch die Früherkennung und individuell zugeschnittene Behandlung von Stö-rungen im zirkadianen Bewegungsverhalten verbessern und einen wichtigen Mehrwert für die gerontopsychiatrischen Versorgung erwirken.

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