Psychische Belastung durch dermatologische Erkrankungen

Nadja Baumgart1, Georg Adler1, Dirk Maaßen2, Psoriasis-Praxisnetz Süd-West e.V

1Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG), Mannheim
2Praxis für Dermatologie, Maxdorf

1. Zielsetzung/Fragestellung

Dermatologische Erkrankungen sind im höheren Lebensalter häufig. Wir erhoben im Querschnitt bei niedergelassenen Dermatologen die psychische Belastung und die Schlafqualität von Patienten mit vier häufigen Dermatosen und untersuchten den Zusammenhang zwischen dieser Belastung und Indikatoren der Krankheitsschwere.

2. Materialien/Methoden

In zehn dermatologischen Praxen wurden insgesamt 400 Patienten mit atopischem Ekzem, Psoriasis vulgaris, chronischer spontaner Urtikaria und malignem Melanom untersucht. Die Krankheitsschwere wurde für das atopische Ekzem mit dem SCORAD erfasst, für die Psoriasis vulgaris mit dem PASI, für die chronische spontane Urtikaria mit dem UAS-7 und für das maligne Melanom mit der TNM-Klassifikation. Die psychische Belastung wurde mit der Mini-SCL erhoben. Die Schlafqualität wurde mit dem Pittsburg Sleep Quality Inventory (PSQI) untersucht.

3. Ergebnisse

Es wurden 388 vollständige Datensätze von 208 Frauen (53,6%) und 180 Männern (46,6%) erhoben. Die Untersuchten waren im Mittel 48,9 (SD=17,2) Jahre alt. Eine psychische Vorerkrankung war bei 5,2% (n=20) bekannt. Für die Gesamtstichprobe zeigte sich eine leicht erhöhte Ängstlichkeit (T=52,7; p<0,001) und Somatisierung (T=51,8; p<0,005) mit deutlichen Unterschieden zwischen den untersuchten Krankheitsbildern. Bei den Patienten mit atopischem Ekzem (n=97; 25,0%) war mit T=53,8 der Normwert für die Gesamtbelastung erhöht (t(96)=3,4; p<0,01), ebenso mit T=55,1 der Normwert für Ängstlichkeit (t(96)=4,5; p<0 ,001) und mit T=54,3 der für Somatisierung (t(96)=3,9; p<0,001). Die Patienten mit Psoriasis vulgaris (n=105; 27,1%) wiesen mit T=52,2 eine erhöhte Ängstlichkeit auf, (t(104)=2,3; p<0,05). Bei den Patienten mit chronisch-spontaner Urtikaria (n=86; 22,2%) waren die Normwerte zwar nicht erhöht, jedoch war eine höhere Krankheitsschwere mit einer höheren Gesamtbelastung (r=0,33; p<0,01), Depressivität (r=0,33; p<0,01) und Ängstlichkeit (r=0,34; p<0,01) assoziiert. Bei Psoriasis und atopischem Ekzem fanden sich keine Zusammenhänge zwischen Krankheitsschwere und psychischer Belastung. Bei den Patienten mit malignem Melanom (n=100; 25,8%) ergaben sich keine signifikanten Veränderungen oder Zusammenhänge mit der Krankheitsschwere. Hinsichtlich der Schlafqualität ergab sich „gesunder Schlaf“ bei 57,0% (n=221), „schlechter Schlaf“ bei 30,7% (n=119) und eine „chronische Schlafstörungen“ bei 12,4% (n=48). Insgesamt lagen 43,1% der Untersuchten über dem Cut-Off von 5 Punkten für beeinträchtigten Schlaf. Das sind deutlich mehr als in repräsentativen Stichproben

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Durch diese Untersuchung konnte ein gehäuftes Auftreten von Schlafstörungen und eine erhöhte psychische Belastung bei den Patienten mit den untersuchten Dermatosen bestätigt werden. Im Vergleich zu Kontrollpersonen zeigte sich dies insbesondere bei den Patienten mit atopischem Ekzem und Psoriasis vulgaris. Die Patienten mit diesen beiden Krankheitsbildern unterscheiden sich von den anderen insbesondere auch durch die längere Erkrankungsdauer, so dass sie den krankheitsbedingten psychischen Belastungen länger ausgesetzt waren. Die Patienten mit malignem Melanom befanden sich in der postoperativen Nachbetreuung und Verlaufskontrolle. Es ist davon auszugehen, dass ihre krankheitsbedingte psychische Belastung durch verschiedene, hier nicht erfasste Faktoren determiniert wird, beispielweise der Erleichterung nach einer geglückten kurativen Operation.

back/zurück

 

Impressum Datenschutzerklärung