Ältere Straftäter im Strafvollzug vs. Maßregelvollzug- Unterschiede in Kognition und Affekt

Kathrin Dietrich1, Barbara Höft2, Tillmann Supprian2, Sandra Verhülsdonk1

1Institutsambulanz Gerontopsychiatrie, LVR-Klinikum Düsseldorf
2Abteilung Gerontopsychiatrie, LVR-Klinikum Düsseldorf

1. Zielsetzung/Fragestellung

Aufgrund des demographischen Wandels in westlichen Ländern nimmt auch die Zahl an älteren Menschen, die im Strafregelvollzug und im Maßregelvollzug untergebracht sind, zu. In beiden Populationen finden sich im Vergleich zur extramuralen Bevölkerung erhöhte Prävalenzen von psychischen Krankheiten, die wiederum einen negativen Einfluss auf die Kognition haben können. Es wurden ältere Inhaftierte im Maßregelvollzug und im Strafvollzug miteinander verglichen mit dem Ziel, Unterschiede hinsichtlich des affektiven Zustandes und der kognitiven Leistungsfähigkeit zu finden.

2. Materialien/Methoden

Im Rahmen dieser Studie wurden erstmalig Daten über den Gesundheitsstatus, die mentale Gesundheit und die Kognition älterer Menschen im Maßregelvollzug erhoben. Diese Daten wurden anschließend mit Daten von älteren Inhaftierten aus dem Strafvollzug verglichen. Dazu wurden von allen Probanden soziodemographische, gesundheitliche und Haft bezogenen Daten erhoben Im Anschluss wurden die Teilnehmenden mit validierten neuropsychologischen Tests (Mini Mental State Examination, DemTect, Trail Making Test, Frontal Assessment Battery, Patients Health Questionaire) untersucht. Um den Effekt des Umfeldes auf die Kognition zu ermitteln, wurde eine ANCOVA durchgeführt, wobei Alter, Bildung und Jahre der Inhaftierung als Kovariaten einbezogen wurden.

3. Ergebnisse

In der finale Analyse wurden 57 Probanden aus dem Strafvollzug und 34 Probanden aus dem Maßregelvollzug einbezogen. Das durchschnittliche Alter der Probanden im Strafvollzug beträgt 65,45 Jahre und im Maßregelvollzug 66,79 Jahre. Die bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass ältere Menschen im Strafvollzug und im Maßregelvollzug stärkere Einschränkungen in ihrer Kognition aufweisen, als ältere Menschen in der extramuralen Bevölkerung. Zudem weisen ältere Menschen im Maßregelvollzug stärkere Einschränkungen in ihren frontalen kognitiven Funktionen auf als ältere Menschen im Strafvollzug. Die Analyse hat ergeben, dass Alter und Bildung die Kognition beeinflussen. Die Dauer der Inhaftierung zeigte sich mit dem exekutiven Funktionsniveau assoziiert.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Die hohe Prävelenz von kognitiven Beeinträchtigungen im Maßregelvollzug und im Strafvollzug unterstreichen die Wichtigkeit einer adäquaten frühen Erkennung und Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen in Haftanstalten. Es müssen Unterstützungsangebote entwickelt werden, die der Vulnerabilität dieser besonderen Gruppe gerecht werden.

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