Eine Studie zur Erfassung der Lebensverhältnisse älterer Menschen nach einem Suizidversuch

Clara Sonneborn1, Tillmann Supprian1, Julia Christl1, Sandra Verhülsdonk2

1Abteilung Gerontopsychiatrie, LVR-Klinikum Düsseldorf
2Institutsambulanz Gerontopsychiatrie, LVR-Klinikum Düsseldorf

1. Zielsetzung/Fragestellung

Im Jahr 2019 suizidierten sich in Deutschland 9041 Menschen- mehr als 25 Tote pro Tag. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, Suizid zu begehen, an. Alte Menschen sind aufgrund ihrer besonderen Lebensverhältnisse oft von sozialer Isolation und Einsamkeit bedroht. Depressionen werden im Alter oft nicht richtig diagnostiziert und nicht adäquat behandelt, sind gleichzeitig aber die bedeutendste Ursache für suizidale Handlungen. Die oft schweren, die Lebensqualität einschränkenden, körperlichen Erkrankungen und das Gefühl, dem Umfeld nur noch Last zu sein, spielen in der Entwicklung suizidaler Ideen im Alter eine große Rolle. Die folgende Arbeit befasst sich daher mit der Verlaufsbeobachtung des psychischen Befindens älterer Menschen, die nach einem Suizidversuch stationär in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen wurden und anschließend wieder in ihrer gewohnten Umgebung lebten.
Desweiteren soll das Projekt das Wiederholungsrisiko für einen Suizidversuch vermindern.

2. Materialien/Methoden

Die Proband*innen wurden für die Arbeit in ein einjähriges, telefonisches Follow-Up eingebunden.
In monatlichen Kontakten wurde das Befinden sowie Suizidalität abgefragt.
In dreimonatigen Abständen beantworteten die Proband*innen den PHQ-9, einen Fragebogen, der ihre derzeitige depressive Symptomatik sowie Suizidgedanken quantifizierte.
Am Ende des Follow-Up-Zeitraumes beantworteten sie einen Fragebogen zu ihren Lebensverhältnissen (MILVA), der die Kategorien Kotankte, Finanzen, Wohnen und Aktivitäten abdeckte.
Das Abschlussgespräch musste aufgrund der Corona-Pandemie in fast allen Fällen telefonisch, statt wie geplant in den Räumen der Ambulanz stattfinden.).

3. Ergebnisse

Wir konnten feststellen, dass sich bei der Mehrzahl der Proband*innen, die regelmäßig am Follow-Up teilgenommen haben, eine Verbesserung der Punktwerte im PHQ-9 ergeben hat. In einem Fall kam es vor dem ersten telefonischen Kontakt zu einem Loss-Of-Follow-Up, in einem Fall verstarb der Proband vor dem ersten Telefonkontakt eines natürlichen Todes, in einem Fall verstarb ein Proband während der Follow-Up-Phase eines natürlichen Todes und in einem weiteren Fall suizidierte sich der Proband vor dem ersten Kontakt. Die teilweise schwerwiegenden körperlichen Vorerkrankungen der Proband*innen waren in vielen Telefongesprächen allgegenwärtig. Der Einfluss körperlicher Gebrechen auf die Enstehung von Suizidalität im Alter sollte weiter untersucht werden.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Telefonisches Follow-Up ist aufgrund seiner Niedrigschwelligkeit eine besonders für ältere Menschen geeignete Methode der Suizidversuchsnachsorge und sollte neben weiteren Maßnahmen zur Suizidprävention im Alter in größeren Studien weiter auf seine Effektivität untersucht werden. Gerade während der sich im Verlauf entfaltenden Pandemie, erwies sich der Kontakt am Telefon als praktikabel. Soziale Isolation war bei fast allen Proband*innen ein zentrales Thema. Ein Fokus in der auf alte Menschen zugeschnittenen Suizidprävention sollte daher sicherlich die Schaffung sozialer Angebote und regelmäßigen Kontakten sein.

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