Vitamin B – Ein Ansatz zur Prävention kognitiver Beeinträchtigung?

Annika Behrens1, Elmar Gräßel2, Anna Pendergrass2, Carolin Donath2

1 Universitätsklinikum Erlangen, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Erlangen
2 Universitätsklinikum Erlangen

Zielsetzung/Fragestellung:
Die Prävention von kognitiven Beeinträchtigungen ist ein wesentlicher, stetig an Bedeutung zunehmender Bestandteil der Demenzforschung. Der Stoffwechselmetabolit Homocystein stellt einen bekannten Risikofaktor für kognitive Degeneration dar und kann durch den Einsatz von B-Vitaminen gesenkt werden. Diese Arbeit untersucht in einem Systematischen Review und Meta-Analyse, ob die orale Nahrungsergänzung mit Vitamin B einen sinnvollen Ansatz zur Prävention kognitiver Beeinträchtigungen darstellen kann.

Materialien/Methoden:
Diese systematische Übersichtsarbeit fasst 17 Studien zusammen, in denen kognitiv unbeeinträchtigte Probanden verschiedene B-Vitamine in Tablettenform zur Nahrungsergänzung bekamen und sich anschließend kognitiven Tests unterzogen. Wir verwendeten acht der eingeschlossenen Studien zusätzlich im Rahmen einer Meta-Analyse mit dem primären Outcome „Globale Kognition“. Alle anderen kognitiven Domänen, die in den eingeschlossenen Studien untersucht wurden, wurden als sekundäre Outcomes in unserem Systematischen Review analysiert.

Es handelte sich bei eingeschlossenen Artikeln um randomisiert-kontrollierte Studien. Das Risiko einer Verzerrung von Ergebnissen wurde in einer Studie als hoch, in allen anderen als niedrig bis moderat eingestuft. Die Ergebnisse wurden anhand von definierten Populationsgruppen analysiert: Fünf Studien wurden der Populationsgruppe „Gesunde“ (ohne Risikofaktoren) zugeordnet, zwei Studien der Gruppe „Vitamin-B-Mangel“, drei der Gruppe „erhöhtes Homocystein“ und sieben der Gruppe „andere Risikofaktoren“.

Ergebnisse:
Insgesamt konnte in der Meta-Analyse kein signifikanter Effekt der Intervention auf die kognitive Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden (p=0.49; ES: 0.00; 95% CI: -0.04, 0.03). Eine Sensitivitätsanalyse hinsichtlich der verschiedenen Risikofaktoren in den definierten Populationsgruppen beeinflusste dieses Ergebnis nicht.

Einige Studien berichteten isolierte signifikante Effekte der Intervention hinsichtlich sekundärer Outcomes, während die Mehrheit allerdings keine signifikanten Ergebnisse erzielte. Ebenso zeigte eine zusätzliche Analyse vereinzelt signifikante Ergebnisse zugunsten der Placebogruppe. Diese isolierten Ergebnisse müssen kritisch hinterfragt und unter Umständen als zufällig interpretiert werden.

Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Insgesamt konnte in der Meta-Analyse kein signifikanter Effekt der Intervention auf die kognitive Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden. Die berichteten signifikanten Ergebnisse einzelner Studien und Outcomes gilt es kritisch zu hinterfragen.

Alle in diesem Systematischen Review berichteten Ergebnisse beziehen sich nur auf die Wirkung von in Tablettenform oral eingenommenen B-Vitaminen und gelten nicht für Menschen, die bereits ein kognitives Defizit oder eine Demenz haben.

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