Depression bei pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz - der Effekt telefonbasierter Interventionen
Chiara Vetter1, Elmar
Gräßel2,
Carolin Donath2, Anna Pendergrass2
1 Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische
Klinik,
Erlangen
2 Universitätsklinikum Erlangen
Zielsetzung/Fragestellung:
Ziel dieses systematischen Reviews ist es, eine Übersicht der aktuellen
Studienlage über telefonbasierte Interventionen für pflegende Angehörige
von Menschen mit Demenz zu erstellen. Des Weiteren soll die Effektivität
der Interventionen auf Depressionen bei betreuenden Familienmitgliedern überprüft
werden. Ebenfalls werden aus den Ergebnissen Empfehlungen für die zukünftige
Versorgungsforschung im Bereich Angehörigenbetreuung bei Menschen mit
Demenz entwickelt.
Materialien/Methoden:
Anhand einer systematischen Literaturrecherche wurden die Datenbanken PubMed,
PsycINFO, CINAHL, EMBASE und PSYNDEX auf Studien mit telefonbasierten Interventionen
für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz überprüft.
Es erfüllten 19 randomisiert-kontrollierte Studien die Ein- und Ausschlusskriterien
und diese wurden in einer strukturierten Analyse nach Interventionsaufbau
und Depression als Zielkriterien ausgewertet.
Ergebnisse:
Sieben der eingeschlossenen 19 Studien berichten über signifikante Verbesserungen
hinsichtlich depressiver Symptome bei pflegenden Angehörigen von Demenzpatienten.
Die eingeschlossenen Studien verwenden stets Interventionen, die aus mehreren
Komponenten aufgebaut sind, wie zum Beispiel Informationsvermittlung, Psychoedukation
oder kognitive Verhaltenstherapie. Vor allem bei Studien, die als Interventionskomponente
Psychoedukation oder Verhaltensmodifikation nutzen, zeigen 67% positive Auswirkungen
auf das Zielkriterium Depression bei den pflegenden Angehörigen. Trotz
der stark unterschiedlich aufgebauten Interventionen scheint es bestimmte Komponenten
zu geben, welche allein oder kombiniert besser wirken als andere.
Des Weiteren scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Interventionszeitraum,
der Anruffrequenz und den signifikant positiven Effekten bezüglich depressiver
Symptome bei pflegenden Angehörigen von Demenzpatienten zu geben.
Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Depressive Symptome bei pflegenden Angehörigen von Patienten mit Demenz
lassen sich über telefonvermittelte Interventionsformen senken, vor allem
durch den Einsatz von Psychoedukation und Verhaltensmodifikation.
Dennoch zeigen Telefoninterventionsstudien eine hohe Heterogenität, weshalb
vergleichende Rückschlüsse eingeschränkt aussagekräftig
sind.
Es sollten weitere qualitativ hochwertige Studien über Telefoninterventionen
mit größeren Stichproben, längeren Interventionszeiträumen
und hohen Anruffrequenzen entwickelt werden. Es empfiehlt sich bewährte
Interventionskomponenten neu zu kombinieren und mit weiteren Modulen zu ergänzen,
um die Bedürfnisse der Angehörigen noch besser zu verstehen.
Zukünftige systematische Reviews über telefonbasierte Interventionsformen
sollten weitere Zielkriterien überprüfen, wie zum Beispiel Belastung
oder Zufriedenheit bei pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz.