Neurochemische Biomarker in der (Früh)Diagnose der Alzheimerkrankheit
Anja Schneider,
Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie,
Universitätsklinikum Bonn
und
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in der Helmholtz-Gemeinschaft
/ German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE) within the Helmholtz
Association, Bonn
Mehrere Studien mit neuen gegen
die Amyloidpathologie gerichteten Therapien lassen darauf schließen, dass der Beginn einer Therapie im symptomatischen
Stadium einer Alzheimerdemenz zu spät ist und nicht mehr zum Behandlungserfolg
führt. Gleichzeitig hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Alzheimerpathologie
den klinischen Symptomen einer Demenz um viele Jahre vorausgeht. Infolgedessen
wurden 2011 neue Kriterien für die Biomarker-gestützte Diagnose einer
Alzheimererkrankung in den präklinischen und prodromalen Stadien veröffentlicht,
deren Anwendung primär für den Forschungskontext gedacht war, aber
zunehmend auch Eingang in die klinische Versorgung findet.
In diesem Vortrag werden zunächst die verschiedenen neurochemischen Biomarker
der Alzheimererkrankung, ihre Chancen und Limitationen vorgestellt und ein
kurzer Ausblick auf neue, vielversprechende Biomarkerkandidaten gegeben. Frühdiagnostik
im präklinischen und prodromalen Stadium einer Demenz beinhaltet darüber
hinaus auch Risiken, insbesondere der falsch positiven Prädiktion einer
späteren Alzheimerdemenz, sowie die grundlegende Frage, ob und in welchem
Rahmen prädiktive Diagnostik bei aktuell fehlender Therapieoption angeboten
werden soll. Diese Aspekte werden im zweiten Teil anhand einer von uns durchgeführten
Umfrage zur Praxis der prädiktiven Testung und unter Berücksichtigung
neuerer internationaler Studien diskutiert werden.