Einfluss assistiver Technologien auf ausgewählte Aspekte der Lebensqualität von Menschen mit beginnender Demenz und ihrer Angehörigen - ausgewählte Forschungsergebnisse und Dilemmata der Implementierung
Manuela Weidekamp-Maicher,
Düsseldorf
Assistive Technologien sowie innovative
intelligente Systeme werden immer wieder als Beitrag zur Bewältigung
des demografischen Wandels diskutiert. Durch die Förderung von Selbständigkeit,
Sicherheit und sozialer Teilhabe sollen sie dabei helfen, eine steigende
Anzahl pflegebedürftiger und zunehmend unter Demenz leidender Menschen
in der eigenen Häuslichkeit zu versorgen sowie ihre Lebensqualität
zu verbessern. Diese Annahme gleicht jedoch mehr einer politischen Idee als
einem empirisch gesicherten Tatbestand. Vor dem Hintergrund einer unzureichenden
Erkenntnislage über Effekte assistiver Technologien u.a. auf subjektive
Lebensqualität von Betroffenen und das Belastungserleben ihrer Angehörigen
wurde im Rahmen des Projektes NutzerWelten (= Nutzerorientierung bei der
Entwicklung technikgestützter Lebenswelten ? unter besonderer Berücksichtigung
ambienter Technologien für die Lebensqualität von Menschen mit
Demenz) die Wirkung eines technischen Sicherheitssystems auf ausgewählte
Aspekte der Lebensqualität von Betroffenen und ihren Angehörigen
im Kontext privater Häuslichkeit untersucht. Die Zielgruppe waren Menschen
im frühen Stadium der Erkrankung sowie ihre betreuenden Angehörigen.
Bei der Untersuchung handelte es sich um eine technische Intervention mit
einer Kontrollgruppe ohne Treatment (nur Befragung). Die Technikinterventionsgruppe,
d.h. Betroffene und ihre Angehörigen, wurden während einer viermonatigen
Testphase dreimal befragt (standardisierte Face-to-Face-Befragung mit einem
teilstandardisierten Teil). Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass
der Einsatz technischer Unterstützung die Lebensqualität sowohl
der Betroffenen als auch ihrer betreuenden Angehörigen lediglich in
ausgewählten Bereichen geringfügig verbessern konnte, zugleich
aber zu unerwarteten paradoxen Effekten und offenen Fragen führte. Es
ist zudem erkennbar, dass der Erfolg von technischen Assistenzsystemen von
einer Reihe weiterer Faktoren abhängig ist, über die im Rahmen
des Vortrags berichtet werden soll. Trotz der methodischen Schwächen
der Untersuchung, wie z.B. einer kleinen Stichprobe, werden Erkenntnisse über
den Zusammenhang zwischen Lebensqualität und technischer Unterstützung
für Menschen mit Demenz aufgezeigt sowie deren Implikationen für
Wissenschaft, Praxis und Forschung(-sförderung) diskutiert. Eine sich
im Wandel befindende Gesellschaft, die durch den Trend zur Digitalisierung
stark beeinflusst wird, muss sich die Frage nach einer qualitätsgesicherten
Beratung, einer sicheren Finanzierung, einer transparenten Qualitätskontrolle,
einem effektiven Verbraucherschutz sowie mehr Transparenz im Hinblick auf
(Neben-)Wirkungen des Einsatzes assistiver Technologien stellen. Der Vortrag
will einen Beitrag zur Diskussion dieser Fragen leisten.