Die Konsistenz zwischen Einweisungsgründen, den Behandlungserwartungen und dem Behandlungsergebnis bei Menschen mit Demenz in einer Abteilung für Gerontopsychiatrie aus einer multiprofessionellen Perspektive

Klaus Pöschel,
Abteilung Gerontopsychiatrie, Ev. Krankenhaus Bielefeld

Spannhorst, Stefan, Ev. Krankenhaus, Bielefeld
Höhmann, Ulrike, Lehrstuhl für "Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz", Dept. für Pflegewissenschaften, Universität Witten-Herdecke
Manuela Lautenschläger, Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft), Multiprofessionelle Versorgung chronisch kranker Menschen, Universität Witten/Herdecke
Otto Inhester, Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft),
Universität Witten/Herdecke

Zielsetzung/Fragestellung
Zielsetzung des Forschungsprojekts ist es, eine Übersicht über Einweisungs – und Überweisungsgründe in das stationäre Setting der Abteilung für Gerontopsychiatrie im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) zu gewinnen. Dabei kann dieses Projekt einem übergeordneten Ziel, einer verbesserten Gestaltung der ambulant-stationären Schnittstellen, zugeordnet werden. Darüber hinaus wird von den Ergebnissen der Forschungsarbeit ein tieferes Verständnis zu medizinischen, pflegerischen und sozialen Gründen für einen Krankenhausaufenthalt von Menschen mit Demenz in der Gerontopsychiatrie erwartet.

Fragestellung des Forschungsprojekts:

Wie stellt sich die medizinische, pflegerische und soziale Situation vor stationärer Einweisung in den verschiedenen Dokumenten dar?
Wie stellt sich die medizinische, pflegerische und soziale Situation zum Zeitpunkt der Entlassung in den verschiedenen Dokumenten dar?
Worin bestehen die Unterschiede?

Materialien/Methoden
Retrospektive Datenanalyse unterschiedlicher Dokumente aus einer Stichprobe von 40 Patientenfällen im Zeitraum Juni 2015 - Juni 2016 :
- Dokumentation der pflegerisch besetzten Aufnahmesteuerung (AS)
- Einweisungsdokumente (EWD), entweder Einweisungsschein, Verlegungsbrief oder
PsychKG-Zeugnis
- Entlassbrief der Gerontopsychiatrie (EB), dieser muss obligat die Demenzdiagnose
als Einschlusskriterium enthalten.
Quantitative Datenerfassung mittels einer Itembatterie mit den vier Oberkategorien Stammdaten, (soziales) Hilfesystem, medizinische und pflegerische Diagnosen mit insgesamt 68 Variablen, deren Ausprägungen an bis zu vier verschiedenen Zeitpunkten erfasst wurden: Ausgangssituation, Einweisung, während stationärer Behandlung, bei Entlassung.
Auswertung mittels statistischer Verfahren zu Häufigkeiten, Korrelationen mit dem Schwerpunkt der Suche nach typischen Fallkonstellationen.

Ergebnisse
Ergebnisse können zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht werden, da der Forschungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Die Erstveröffentlichung wird im Frühjahr 2017 im Rahmen eines Praxisprojektes im Studiengang "Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz" an der Universität Witten Herdecke erfolgen.

Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Erkennbar ist bereits jetzt, dass die genannten 3 Dokumente die tatsächliche Einweisungssituation unterschiedlich abbilden. Auch ist der Informationsgehalt der Dokumente derselben Art je nach Fall höchst unterschiedlich.
Delirien und Verhaltensauffälligkeiten bilden das Gros der medizinisch-pflegerischen Gründe für Einweisungen in die Gerontopsychiatrie. Nicht selten verbergen sich dahinter allerdings manifeste somatische Erkrankungen. Die meisten Einweisungen erfolgen als Notfalleinweisungen. Daneben scheinen Versorgungsbrüche etwa in der Verfügbarkeit helfender Angehöriger eine Rolle zu spielen, deren genaues Ausmaß noch erfasst werden muss. Viele Patienten werden vor der Einweisung noch ambulant betreut und aus der Klinik später in eine Heimeinrichtung entlassen. Die Konsistenz der Informationen im Vergleich verschiedener Dokumente muss noch geprüft werden. Deshalb müssten gegebenenfalls die Datenquellen noch erweitert werden.

Ausblick:
Die detaillierte Kenntnis zur stationären Aufnahme führender Gründe kann zweifelsohne die individuelle Behandlung und Beratung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verbessern. Interessant ist insbesondere die Häufigkeit bestimmter möglicher Risikokonstellationen aus sozialen, pflegerischen und medizinischen Bedingungen. In der multiprofessionellen ambulanten Zusammenarbeit können womöglich durch gemeinsamen multiprofessionellen Focus auf diese Konstellationen Einweisungen vermieden werden.

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