Die Euthyme Therapie im Alter
Beispiel Depression - Pilotstudie: Klinische Prüfung der therapeutischen
Relevanz undEffizienz der Euthymen Therapie bei depressiven Krankheitsbildern
Andreas Bauer 1,2,
Horst J. Koch 2,1, Tobias Hänel1
1 HELIOS
Klinikum Aue, Klinik für Seelische Gesundheit
2 HBK Zwickau, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Hintergrund/Fragestellung
Das Konzept der Euthymen Therapie ist ein verhaltenstherapeutisches Verfahren,
möchte Genuss vermitteln, setzt die Aufmerksamkeit auf Positives, baut
auf Ressourcen und schult die Wahrnehmung. Dabei sollen Krankheitsprozesse
günstig beeinflusst,
die Genesung gefördert und der gesunde Zustand erhalten werden. Dabei
spielen sinnesbedingte, kognitive und lerntheoretische Mechanismen eine Rolle.
Die Euthyme Therapie wird seit zirka 33 Jahren angewandt und findet in immer
mehr Fachbereichen und Einrichtungen Zugang. Sie stellt somit aufgrund der
Komplexität eine sinnvolle Erweiterung
i. R. e. multidimensionalen Therapieplans dar. Es wurde die therapeutische
Relevanz und Effizienz der Euthymen Therapie bei depressiven Krankheitsbildern überprüft.
Methoden
In einer einfachblinden, placebokontollierten, randomisierten Studie (Verum
n=18 vs. Placebo n=15) wurden Patienten (Alter - 45,61 vs. 44,07) mit depressiven
Krankheitsbild mittels MADRS sowie HADS-D und dem neu eingeführten
Auer-Genuss-Score nach Bauer und Koch (GRS) verglichen. Die Therapie erfolgte über
4 Wochen in kleinen, geschlossenen Gruppen mit einem Therapiestandard, der
auf der Basis des Manuals nach Lutz entwickelt wurde.
Ergebnisse
Es konnte einerseits eine Verbesserung der depressiven Zustände, andererseits
eine Steigerung von Wohlbefinden bzw. Genuss in der Verumgruppe verzeichnet
werden. Durch die Therapie war die Depressivität in der Verumgruppe von 21 auf 9 und
in der Placebogruppe
von 26 auf 19 Punkte im MADRS gesunken (p = 0,06). Der Genuss stieg bei den Verumpatienten
von 3,69 auf 5,9 und bei den Placebopatienten von 3,43 auf 3,9 Punkte.
Ä
ltere Patienten hatten durch eine bessere Genussfähigkeit im Alter einen
wohl besonderen Nutzen von der Therapie. Die Probanden der Verumgruppe führten
die Therapie häufiger nach Entlassung eigenständig fort (27,8 vs. 6,7%).
Diskussion/Zusammenfassung
Die erste Verum vs. Placebo Studie wollte Zweifel verbessern und minimieren.
Schwierig war es, etwas individuelles messbar zu machen, was jedoch mit
dem Auer-Genuss-Score gut objektivierbar wurde. Größere Gruppen würden den Effekt noch
deutlicher zeigen. Die
Euthyme Therapie beeinflusst zum einen krankhafte Prozesse günstig - hier
depressive Zustände - und dient zum anderen der Gesunderhaltung. Weiter
liegt die Vermutung nahe, dass dies besonders in der Behandlung von älteren
Patienten von Bedeutung sein könnte. Genusstraining eignet sich als selbstfürsorgliches Konzept.