Gerontopsychiatrie in Bewegung! Wissensstand und aktuelle Ergebnisse zur körperlichen Aktivierung in der gerontopsychiatrischen Klinik
Tim Fleiner,
Arbeitsgruppe "Gerontopsychiatrie in Bewegung", Abteilung für
Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, LVR-Klinik Köln
Trost, Andrea, LVR-Klinik Köln
Depiereux, Rene, LVR-Klinik Köln
Zijlstra, Wiebren, Deutsche Sporthochschule Köln
Häussermann, Peter, LVR-Klinik
Köln
Zielsetzung/Fragestellung
Die körperliche Aktivität gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Gesundheitsversorgung.
In wie fern die körperliche Aktivierung auch Einzug in die klinische gerontopsychiatrische
Versorgung erhält, soll anhand einer aktuellen Übersichtsarbeit und
den Ergebnissen eines klinischen Projektes erläutert werden.
Materalien/Methoden
In dem ersten Teil des Vortrages werden die Ergebnisse einer aktuellen Literaturanalyse
(Fleiner et al., 2016) und in dem zweiten Teil die Ergebnisse eines klinischen
Projektes berichtet. Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit
wurde der Kenntnisstand um die Effekte von Trainingsprogrammen auf neuropsychiatrische
Symptome in der akuten Demenzversorgung analysiert. Im Rahmen der einjährigen
RCT „Trainingskarussell bei Demenzerkrankung“ wurde untersucht,
welche Effekte ein Trainingsprogramm auf die neuropsychiatrischen Symptome
der Demenzpatienten hat. Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten
ein Trainingsprogramm, in dem mehrmals am Tag in kurzen Einheiten Kraft-
und Ausdauertraining durchgeführt wurde. Die Patienten der Kontrollgruppe
erhielten ein Programm zur sozialen Stimulation.
Ergebnisse
In der systematischen Übersichtsarbeit wurden fünf Studien eingeschlossen
(N=204 Patienten). Die Trainingsprogramme wurden in moderater bis leichter
Intensität durchgeführt. Drei Studien berichteten signifikante Effekte
auf neuropsychiatrische Symptome. Eine Studie berichtet eine Reduktion der
depressive Symptomatik, zwei Studien berichteten keine Ergebnisse.
In die RCT wurden N=70 Patienten eingeschlossen. Verglichen mit der Kontrollgruppe
(n=35) zeigte die Interventionsgruppe (n=35) einen signifikante Rückgang
der Verhaltenssymptome – besonders in Bezug auf das agitierte Verhalten
und die emotionale Labilität. Keine Unterschiede zeigten sich zwischen
den Gruppen hinsichtlich der eingesetzten Dosis an antipsychotischer und sedierender
Medikation.
Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die körperliche Aktivierung entwickelt sich zu einem Kernelement
in der Gesundheitsversorgung. Auch in der gerontopsychiatrischen Versorgung
gewinnt die körperliche Aktivierung der Patienten immer mehr an Stellenwert.
Innovative Konzepte zur gezielten körperliche Aktivierung in der gerontopsychiatrischen
Versorgung können zu weitreichenden Effekte für Patienten, Angehörige
und auf der Seite der Mitarbeiter führen.
Literatur
Fleiner, T., Leucht, S., Foerstl, H., Zijlstra, W., & Haussermann, P. (2016).
Effects of Short-Term Exercise Interventions on Behavioral and Psychological
Symptoms in Patients with Dementia: A Systematic Review. Journal of Alzheimer's
disease : JAD. doi:10.3233/JAD-160683