Substanzbezogene Störungen im Alter: vom Assessment zur individuellen Suchtbehandlung unter Berücksichtigung der neuen S3 Leitlinien
Frank Schwärzler,
Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik, Reutlingen
Anne Röhm, ZfP Südwürttemberg, Reutlingen
Zielsetzung/Fragestellung
Die soziodemografische Entwicklung führt auch zu einer Erhöhung der
Prävalenz von substanzbezogenen Störungen bei älteren Patienten.
Diese Störungen werden häufig nicht erkannt und nicht behandelt.
Im Projekt SiA2 (Sucht im Alter, unterstützt durch die Baden- Württemberg-
Stiftung) werden substanzbezogene Störungen durch Alkohol, Tabak und Medikamente
bei allen >55Jährigen der Alters- und Suchtpsychiatrie systematisch
erhoben, einem Sucht- und geriatrischen Assessment zugeführt und bedarfsorientiert
Behandlungsmodulen entwickelt und entsprechend der neuen S3- Leitlinien behandelt.
Nachweislich erfolgreiche Behandlungselemente werden im Anschluss in die ambulante
und stationäre Regelversorgung übernommen. Die Umsetzbarkeit in die
Praxis der psychiatrischen Routineversorgung zweier Krankenhäuser wird überprüft.
Erste Ergebnisse werden vorgestellt.
Materialien/Methoden
In der alters- und suchtpsychiatrischen Routineversorgung der Kliniken für
Psychiatrie Reutlingen und Zwiefalten werden bei allen >55 Jährigen
Patienten Screenings, ggf. Assessments und dann interdisziplinäre Fallkonferenzen
durchgeführt. Die Chancen und Grenzen der eingesetzten Erhebungsinstrumente
werden vorgestellt. Es werden erste quantitative Ergebnisse (N=256, Stand:
12.01.2017) vorgestellt. Auf der Grundlage erhobener Problemlagen wird ein
therapeutisches Angebote für Ältere mit psychischen, somatischen
und substanzbezogenen Störungen entwickelt und implementiert.
Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Im Projekt soll der Zugewinn eines sucht- und geriatriespezifischen Assessment
evaluiert werden und dessen Aussagekraft für die Vermittlung in ein
passgenaues Therapieangebot. Dies kann z.B. aufsuchend oder in speziellen
Gruppen erfolgen, wie in den Leitlinien vorgeschlagen. So kann ein Beitrag
geleistet werden, die S3 Leitlinien auf Umsetzbarkeit für die beschriebene
Zielgruppe im Rahmen der ambulanten, tagesklinischen und stationären
psychiatrischen Routineversorgung zu prüfen.