Herausforderung multiprofessionelle regionale Versorgung für Menschen mit Demenz: neue Qualifikationen, neue Arbeitsteilung

Wolfgang Hoffmann,
Leitung der Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

In vielen ländlichen Regionen ist die wohnortnahe Grundversorgung bereits heute problematisch. Die hausärztliche Versorgung wird in vielen Fällen durch ein Netzwerk von Zweigpraxen aufrechterhalten, Facharztpraxen und Krankenhäuser befinden sich nur in größeren Orten. Innovative, flexible und regional organisierte Versorgungskonzepte sind hier notwendig um eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten. Aufgaben und Kompetenzen müssen zwischen den Gesundheitsberufen und über Sektorengrenzen hinweg übernommen werden, z. B. auf der Basis von Delegationskonzepten, Telemedizin und eine bessere Kooperation zwischen dem ambulanten und stationären Sektor.
In Deutschland sind derzeit mehr als eine Million Menschen von Demenz betroffen. Die adäquate Diagnostik und bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz (MmD) erfordern die Entwicklung und Implementation von innovativen Versorgungskonzepten. Diese sollten vermehrt multiprofessionell ausgerichtet sein und wohnortnah, integriert und koordiniert erfolgen. Dieser Prozess schließt in der Folge auch die Neuverteilung von Tätigkeiten zwischen den an der Versorgung beteiligten Akteuren ein.
Bei demenziell Erkrankten führt das Fortschreiten der Demenzerkrankung häufig zu einem steigenden pflegerischen Versorgungsbedarf, so dass der pflegerischen Profession besondere Aufgaben in der Betreuung der MmD sowie der Unterstützung des (pflegenden) Umfeldes zukommen. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE e.V.), Rostock/Greifswald hat ein Konzept zum Dementia Care Management (DCM) entwickelt. Dieses Konzept beinhaltet einen subsidiären Versorgungsansatz für MmD und deren Angehörige, in dem eine enge Kooperation zwischen Dementia Care Managern, Hausärzten, Apothekern und weiteren Leistungserbringern in der Region stattfindet. Auf der Basis einer umfassenden Baseline-Untersuchung wird der Versorgungsbedarf festgestellt, in Kooperation mit dem behandelnden Hausarzt wird die Aufgabenverteilung zwischen den verschiedenen Beteiligten festgelegt.
Für die Dementia Care Manager wurde eine passgenaue Qualifikation für Pflegekräfte entwickelt, abgestimmt auf die tatsächlichen Aufgaben.
Die Vision einer regionalen Versorgung ist, dass alle beteiligten Akteure gemeinsam die Gesamtheit der notwendigen Leistungen erbringen. In der Praxis bedeutet das die Organisation und Absicherung einer arbeitsteiligen Kooperation idealer Weise aller relevanten Leistungserbringer einer Region zur koordinierten Sicherstellung der medizinischen und pflegerischen Versorgung.

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