Botulinumtoxin – Ein neuer Wirkstoff in der Behandlung der Depression

Marc Axel Wollmer,
Klinik für Gerontopsychiatrie, Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll, Hamburg

Tillmann Krüger,
Zentrum für Seelische Gesundheit; Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie; Medizinische Hochschule Hannover

1. Zielsetzung/Fragestellung
Die musculi corrugatores supercilii sind wesentlich am Ausdruck von negativen Emotionen wie Angst, Ärger und Traurigkeit beteiligt. Da Mimik Emotionen nicht nur ausdrücken sondern über eine facial feedback-Schleife auch aufrechterhalten und verstärken kann, haben wir uns gefragt, ob eine Unterbrechung dieser Rückkopplung in der Behandlung der Depression genutzt werden kann.

2. Materialien/Methoden
Dazu haben wir in randomisierten, kontrollierten Studien untersucht, ob die einmalige Injektion von Botulinumtoxin (29-40 E onabotulinumtoxinA) in der Glabellaregion, die zu einer etwa drei Monate anhaltenden Lähmung der musculi corrugatores supercilii führt, die Symptome einer unipolaren depressiven Episode, gemessen an etablierten Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen lindern kann. Wir haben die Ergebnisse mehrerer kleiner Studien zusammengeführt (n=134) und gemeinsam ausgewertet.

3. Ergebnisse
Drei bisher publizierte randomisierte, kontrollierte Studien zeigen einheitlich, dass sich bei den Teilnehmenden in den Botulinumtoxin-Gruppen im Vergleich mit denen in den Placebo-Gruppen die Symptome der Depression rasch, ausgeprägt und anhaltendend bessern. Dieser Effekt zeigt sich auch in der zusammenfassenden Analyse der drei Studien auf höherem Signifikanz-Niveau (p<0,0001). Die Behandlung erweist sich sowohl als Monotherapie als auch als adjunktive Therapie als wirksam und ist nebenwirkungsarm.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Wenn sich die Ergebnisse der bisherigen Studien auch in weiteren Studien bestätigen, könnte die Injektion von Botulinumtoxin in Zukunft einen neuen Ansatz in der Behandlung der Depression darstellen.

 

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