Regionale Demenznetzwerke in Deutschland – Medizinische, pharmazeutische und nicht- medizinische Versorgung in Netzwerkstrukturen

Markus Wübbeler,
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Rostock/ Greifswald

Jochen René Thyrian, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Rostock/ Greifswald
Bernhard Michalowsky, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Rostock/ Greifswald
Wolfgang Hoffmann, Institut für Community Medicine , Greifswald
Bernhard Holle, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Witten
Susanne Schäfer-Walkmann, Institut für angewandte Sozialwissenschaften, Stuttgart
Karin Wolf-Ostermann, Universität Bremen FB 11 Human- und Gesundheitswissenschaften, Bremen


1. Zielsetzung/Fragestellung

Demenz Netzwerke bilden einen ambulant, sowie multidisziplinär ausgerichteten Versorgungsansatz, der durch die regionale Vernetzung bereits bestehender Gesundheitsakteure für eine moderne und effektive Demenzversorgung steht. Bislang ist wenig darüber bekannt wie sich gesundheitsrelevante Leistungen in dieser Struktur abbilden und ob Nutzer assoziiert nach Netzwerkstrukturen, sowie soziodemografisch-klinischen Parametern, unterschiedlich versorgt sind.

2. Materialien/Methoden

In 13 teilnehmenden Netzwerken wurden insgesamt 560 MmD und ihre Bezugspersonen befragt. Für die Fragestellungen wurden Versorgungsdaten zur Inanspruchnahme medizinischer und nicht-medizinischer Leistungen (u.a. Arztbesuche, therapeutische Dienstleistungen, Hilfsmittel) und patientenbezogene Parameter (u.a. Komorbiditäten, soziodemografische Daten) erhoben. Die Daten werden mithilfe deskriptiver und multipler Regressionsverfahren analysiert.

3. Ergebnisse

Nutzer von Demenznetzwerken erreichen vorläufigen Analysen zufolge eine hohe Quote paralleler Versorgung durch den Hausarzt (>90%) und einen Facharzt für Neurologie/ Psychiatrie (>70%). Mehr als die Hälfte der Nutzer wurde mit einem Antidementivum (>50%) versorgt. Zudem ist der Einsatz nicht-ärztlicher Therapien wie Physiotherapie (ca. 25%) und Ergotherapie (<20%), sowie die Unterstützung der häuslichen Versorgungssituation u.a. mit Mobilitätshilfen (ca. 60%), bei diesen Nutzern verbreitet. Die medizinische Assoziation von Netzwerken zeigt sich als signifikanter Einflussfaktor auf diese Nutzungsparameter. Die Versorgung mit einem Antidementivum ist in medizinisch assoziierten Netzwerken (OR >3) signifikant wahrscheinlicher, als in Netzwerken die nicht-medizinisch assoziiert sind. Soziodemografische Merkmale weisen in der Gruppe der Gesamtnutzer ebenfalls auf Versorgungsparameter hin. Frauen konsultieren im Bereich der spezialisierten Neurologischen/ Psychiatrischen Versorgung (OR <0,7) signifikant weniger wahrscheinlich einen Facharzt, als männliche Nutzer eines Demenznetzwerkes.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Im Vergleich zu relevanten Vergleichspopulationen erreichen Nutzer von Demenznetzwerken in Deutschland höhere Quoten im Bereich der medizinischen, pharmazeutischen und nicht-medizinischen Demenzversorgung. Langfristig bleibt zu klären ob sich Demenznetzwerke auf wichtige Parameter wie Institutionalisierungsraten auswirken. Die Ergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass Nutzer von Demenznetzwerken häufiger Teil interdisziplinärer Versorgung sind und damit Netzwerke zentrale Forderungen u.a. der WHO adressieren.

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