Regionale Demenznetzwerke in Deutschland – Lebensqualität und Soziale Inklusion von Nutzer/innen

Karin Wolf-Ostermann,
Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften, Universität Bremen

Johannes Gräske,
Saskia Meyer,
Annika Schmidt,
Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften, Universität Bremen

1. Zielsetzung/Fragestellung

Menschen mit Demenz (MmD) werden überwiegend in der eigenen Häuslichkeit zumeist unter Beteiligung von Familienangehörigen und/oder ambulanten Pflegediensten versorgt. Um die Versorgung in der gewohnten häuslichen Umgebung zu gewährleisten und eine Vernetzung der verschiedenen Unterstützungsangebote zu befördern, haben sich regionale Demenznetzwerke in Deutschland gebildet. Während für stationäre Versorgungssituationen bereits zahlreiche Studien vorliegen, die die versorgte Klientel beschreiben und auch Versorgungsoutcomes analysieren, ist dies im Bereich einer integrierten ambulanten Versorgung kaum der Fall. Im Rahmen der DemNet-D-Studie werden Versorgungsverläufe und Versorgungsoutcomes von MmD analysiert, die im ambulanten Bereich eine vernetzte Versorgung durch regionale Demenznetzwerke erfahren.


2. Materialien/Methoden

Die Daten wurden im Rahmen der längsschnittlichen, bundesweiten DemNet-D-Studie (2012-2015) mittels persönlicher Interviews mit MmD und deren Angehörigen im häuslichen Setting erhoben. Einschlusskriterien waren eine nicht stationäre Unterbringung und die Versorgung durch eines der 13 teilnehmenden Netzwerke. Hauptzielkriterien sind die empfundene Lebensqualität (QoL-AD) sowie die soziale Inklusion (SACA). Zudem wurden soziodemografische Daten, die Demenzschwere (FAST), herausforderndes Verhalten (CMAI), Depression (GDS) sowie Alltagsfähigkeiten (IADL) und die Inanspruchnahme netzwerkbezogener Leistungen erfasst. Die Datenanalyse erfolgte mittels multivariater Kovarianzanalysen (ANCOVA) sowie Multilevel-Analysen.


3. Ergebnisse

Es wurden bundesweit 560 MmD in die Studie eingeschlossen. Die MmD (weiblich: 58,3%; durchschnittlich 79,7 Jahre alt) weisen einen hohen von Angehörigen berichteten Demenzschwergrad auf (FAST Median 6). Die Studienteilnehmer/innen wohnen überwiegend (60,2%) mit Angehörigen zusammen in einem Haushalt. Rund drei Viertel der MmD (75,4%) zeigen mindestens eine herausfordernde Verhaltensweise (CMAI) und deutlich eingeschränkte Alltagsfähigkeiten (IADL 2,0). 34,5% der MmD weisen leichte bis schwere Symptome einer Depression (GDS) auf. Die Lebensqualität (QoL-AD 28,6) und ebenso das Akzeptanzgefühl der MmD in der Gemeinschaft (SACA 24,4) liegen im moderaten bis guten Bereich. MmD mit geringerem Demenzschwergrad zeigen dabei sowohl eine höhere Lebensqualität als auch eine bessere soziale Inklusion (jeweils ANCOVA p < 0,005).


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Die Ergebnisse zeigen erstmals Charakteristika und Versorgungsoutcomes von MmD auf, welche auf eine vernetzte Versorgung in der eigenen Häuslichkeit zurückgreifen und beschreiben Versorgungsverläufe über ein Jahr. Die Ergebnisse ermöglichen es zudem, Versorgungserfordernisse von MmD in der eigenen Häuslichkeit besser einzuschätzen und fundiert zu diskutieren.

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