Tau-Protein-orientierte Therapien der Alzheimer-Demenz

Georg Adler,
Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG), Mannheim

Die physiologische Funktion des Tau-Proteins besteht in erster Linie in der Stabilisierung der Neurotubuli. Hyperphosphoryliertes, unlösliches, fibrilläres Tau-Protein stellt den Hauptbestandteil der Alzheimer-Fibrillen dar. Die Hyperphosphorylierung des Tau-Proteins wird bei der Alzheimer-Krankheit durch die toxische Wirkung des Beta-Amyloid angestoßen. Darüber hinaus findet auch eine transneuronale Ausbreitung der Tau-Oligomerisierung statt. Außer bei der Alzheimer-Krankheit spielt das Tau-Protein auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen eine wesentliche Rolle, z.B. bei einem Teil der Frontotemporalen Lobärdegenerationen oder der Kortikobasalen Degeneration. Mögliche Wirkprinzipien bei der Behandlung der Tau-Pathologie sind (1) Ersatz der Funktion des Tau-Proteins bei der Stabilisierung der Mikrotubuli, z.B. durch Paclitaxel , (2) Verminderung der Phosphorylierung des Tau-Proteins durch Hemmung der Tau-Kinasen und Aktivierung der Tau-Phophatasen, (3) Hemmung der Oligomerisation und Fibrillenbildung von Tau, z.B. durch Methylenblau, (4) Abbau der Tau-Aggregate, z.B. durch Aktivierung lysosomaler Enzyme. Die Tau-Protein-orientierten Therapieprinzipien und Substanzen sind noch nicht so weit entwickelt wie die Beta-Amyloid-orientierten Therapien. Am nächsten einer möglichen Anwendung erscheint derzeit die Hemmung der Tau-Fibrillenbildung durch Methylenblau bzw. Leuko-Methylenthioniumchlorid.

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