Multiparametersensorik für die Überwachung multimorbider Patienten

Harald Mathis,
Fraunhofer Institut Hochschule Hamm-Lippstadt

Gustavo Aragon, Fouad Bitti

Demenzielle Erkrankungen in Verbindung mit Comorbiditäten haben in der Vergangenheit zugenommen und werden perspektivisch deutlich anwachsen. Daraus resultieren völlig neue Anforderungen an die Entwicklung und Umsetzung einer personalisierten Pflege und medizinischen Betreuung. Entscheidend hierbei ist es, die Betreuung der jeweiligen Situation des Patienten anzupassen und dem Grundbedürfnis nach einem möglichst langen Verbleib im häuslichen Umfeld gerecht zu werden, gleichzeitig aber auch Risiken und Trends in der gesundheitlichen Entwicklung rechtzeitig zu erkennen, um adäquat intervenieren zu können. Ein solcher Ansatz verlangt die Implementierung eines IT-gestützten Monitoringsystems, das die Kommunikation mit allen am Prozess beteiligten Akteuren gewährleistet.
Die Hauptzielstellungen bestehen darin, Tendenzen klinisch relevanter Veränderungen frühzeitig zu erkennen, Therapieergebnisse zu validieren und ad-hoc auf Stress Einfluss nehmen zu können. Dafür wird ein Unterstützungssystem für demente Patienten mit zahlreichen Comorbiditäten entwickelt. Dabei sollen unterschiedliche Morbiditäts- und Multimorbiditätsgrade berücksichtigt werden.

Das Unterstützungssystem soll aus folgenden 5 Komponenten bestehen:
1. Die Raumsensorik, die eine Überwachung der Aktivitäten in der Wohnung oder der Pflegereinrichtung ermöglicht und kombiniert wird mit einer Sturzdetektion und das Eintreten in sogenannte Risikozonen (Bad, Küche, Treppenhaus) meldet.
2. Die Patientensensorik, die ein Messen der Vitalparameter und ausgewählter Blutmarker (z.B. kardiovaskuläre Marker, Glucose) erlaubt. Dabei werden die Werte an die betreuende medizinische Einrichtung (Krankenhaus, Hausarzt) übermittelt und täglich ein Feedback gegeben. Dieses System verfügt auch über eine Alarmfunktion für Notfälle. Ferner soll eine Stressüberwachung stattfinden,
die gepaart werden kann mit dem Feststellen des momentanen Aufenthaltsortes des Patienten.
3. Ein Kommunikationssystem, das es erlaubt, zwischen dem multimorbiden Menschen den Angehörigen oder dem Pflegedienst oder der medizinischen Einrichtung jederzeit eine Kommunikation herzustellen. Dieses System stellt auch eine Notruffunktion bereit und erlaubt das Einbinden externer medizinischer Expertise (Telemedizin).
4. Die unterstützende Hausautomation, die über Aktoren lebenserleichternde und -sichernde Funktionen bereitstellt. Dazu gehören z.B. das automatische Bedienen der Rollläden, die Überwachung des Herdes oder Kühlschrankes, die Lichtsteuerung und andere.
5. Das Biofeedback, das in einer interaktiven Form zwischen Kommunikationszentrale, Raumklima und zu betreuender Person positives Feedback aktiviert, um die betreffende Person aktiv zu schützen, das
Wohlbefinden zu erhöhen und sie zu stabilisieren. Das System sollte in zwei Szenarien umgesetzt werden:Szenario-I: Der alte Mensch in der eigenen Wohnung, der dort unterstützt undü berwacht verleiben kann, bis ein Übergang in eine Pflegeeinrichtung unumgänglich ist. Die Multimorbidität ist dabei – wenigstens zu Beginn – wenigerstark ausgeprägt. Mit einer Zunahme der Multimorbidität wird gerechnet.
Szenario-II: Der alte, multimorbide Mensch befindet sich in der Pflegeeinrichtungund muss vor allem hinsichtlich der Vitalparameter, der Blutwerte und derSturzwahrscheinlichkeit stärker überwacht werden. Medizinischer Rat ist häufigernotwendig und kann auch über das Telemedizinische Modul eingeholt werden.


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