Prävention und Behandlung älterer Patienten mit Delir auf chirurgischen Stationen im Allgemeinkrankenhaus – ist eine gerontopsychiatrische Liaisonpflege hilfreich?

Torsten Kratz,
Funktionsbereich Gerontopsychiatrie/A
bteilung für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, KEH Berlin

Manuel Heinrich, KEH Berlin
Eckehard Schlauß, KEH Berlin
Albert Diefenbacher, Chefarzt KEH Berlin

1. Zielsetzung/Fragestellung
Delirien sind häufige psychiatrische Symptome im Allgemeinkrankenhaus, sie sind häufige Komplikationen älterer Patienten in der stationären Behandlung und mit erhöhter Verweildauer, erhöhten Kosten, erhöhtem Pflegeaufwand und dem Risiko einer Heimeinweisung verbunden. Insbesondere postoperativ treten Delirien bei älteren und kognitiv eingeschränkten Patienten auf.
2. Materialien/Methoden
Es wurde in einer offenen monozentrischen Studie auf zwei chirurgischen Stationen eines Allgemeinkrankenhauses die Häufigkeit des Auftretens von postoperativen Delirien erhoben. Nach Abschluss dieser Prävalenzphase wurde auf eine der beiden chirurgischen Stationen durch einen geschulten Delirpfleger eine nach dem Hospital Elder Life Program (HELP) angelehnten Intervention eine Prävention postoperative Delirien durchgeführt. Die zweite Station blieb weiterhin Kontrollstation.
3. Ergebnisse
20,8 % der Patienten, die keine spezifische Intervention erhielten, bildeten ein postoperatives Delir aus. Durch ein konsequentes präoperatives Screening und die Anwendung einfacher Interventionen durch einen speziell geschulten Pfleger (Delirpfleger) konnte das postoperative Delir auf 4,9 % reduziert werden. Insbesondere die Maßnahmen Validation, Schlafverbesserung, kognitive Aktivierung, Frühmobilisation, Verbesserung der Sensorik und Verbesserung des Ernährungszustandes kamen dabei zum Tragen. Als wichtige Prädiktoren für ein postoperatives Delir zeigten sich der Mini-Mental-Status-Test, das Alter sowie das Vorliegen einer präoperativen Infektion.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Durch die Etablierung eines Delirpflegers und die Anwendung einfacher pflegerischer Maßnahmen präoperativ, die postoperative Begleitung sowie kognitive Aktivierung führt bei älteren und kognitiv eingeschränkten Patienten zur deutlichen Reduktion des Risikos der Ausbildung eines postoperativen Delirs.

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