Alkohol und Benzodiazepinkonsum im Alter- Ergebnisse aus dem INTEREG Projekt Alter und Sucht
Friedrich Martin Wurst
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II,
Christian Doppler Klinik Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Isabella Kunz, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
II, Christian Doppler Klinik, Paracelsus Medizinische Privatuniversität,
Salzburg
Monika Dreher, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
II, Christian Doppler Klinik, Paracelsus Medizinische Privatuniversität,
Salzburg
Verena Schmidt, Caritas Zentrum, Bad Reichenhall
Siegfried Lang, Caritas Zentrum, Bad Reichenhall
Rainer Hoffmann, Caritas Zentrum, Bad Reichenhall
Volker Auwärter, Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum
Freiburg,
Michel Yegles, Laboratoire National de Santè – Toxicologie, Universitè du
Luxembourg
Anton Kühberger, Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg
Anton Laireiter, Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg
1. Zielsetzung/Fragestellung
Bisher ist wenig über den Konsum von Alkohol, Medikamenten, Tabak und
illegalen Drogen bei älteren Menschen bekannt. Ziel des INTERREG Projektes
Alter und Sucht war es, mehr über das Konsumverhalten von Suchtmitteln
bei älteren Menschen in Erfahrung zu bringen.
2. Materialien/Methoden
Im Projektgebiet (Bundessland Salzburg sowie die Landkreise Berchtesgadener
Land und Traunstein) wurden Befragungen in Hausarztpraxen, Seniorenheimen
(SH) und Krankenhäusern (KH) durchgeführt. Den PatientInnen und
SeniorenheimbewohnerInnen (SHB) wurde zusätzlich Harn und Haare abgenommen,
um den Konsum von Alkohol und Benzodiazepinen zu objektivieren.
3. Ergebnisse
Nach Einschätzung der Hausärzte haben 10% der PatientInnen über
60Jahren ein Suchtproblem. In den SH gehen die Pflegedienstleitungen von etwas
mehr als 6% aus. In den KH wird die Zahl auf 30% geschätzt. Im Vordergrund
stehen v.a. Rauchen, schädlicher Gebrauch von Alkohol, Benzodiazepinen
und Analgetika. Laut Selbstauskunft der befragten SHB liegt der Anteil der
auffälligen Alkoholkonsumenten bei knapp 6%, der Anteil der SHB mit einem
auffälligen Medikamentenkonsum bei knapp 42% und der Anteil an RaucherInnen
bei knapp 6%. Die Analysen der Biomarker konnten bei 4,9% der SHB einen chronisch-exzessiven
und bei 6,4% einen moderaten Konsum feststellen. Somit trinken mehr als 11% über
den Empfehlungen des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA).
Benzodiazepin-positiv waren laut Laboranalysen 34,2% der SHB. In den KH war
die Problematik im Schnitt größer als in den SH. Laut Selbstauskunft
der PatientInnen liegt hier der Anteil der auffälligen Alkoholkonsumenten
bei 10,6%, der Anteil der PatientInnen mit einem auffälligen Medikamentenkonsum
bei knapp 24% und der Anteil an RaucherInnen bei knapp 5%. Die Analysen der
Biomarker konnten bei 13,4% der PatientInnen einen chronisch-exzessiven und
bei 17,1% einen moderaten Konsum feststellen. Der Anteil der PatientInnen die über
den Empfehlungen des NIAAA trinken liegt somit bei über 30%. Benzodiazepin-positiv
waren laut Laboranalysen 28,6% der PatientInnen. Bei Personen mit auffälligen
Werten fanden sich sowohl im SH als auch im KH mehr Verhaltensauffälligkeiten
und psychische Symptome.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Suchtprobleme im Alter sind keine Seltenheit. Eine Sensibilisierung von Betroffenen, ÄrztInnen,
Pflegenden und Angehörigen ist wichtig, um diese Probleme nicht zu übersehen.
Es müssen aber auch erst Verfahren verbessert und entwickelt werden, die
Suchtprobleme im Alter geeignet erheben und altersspezifische Therapie- und
Behandlungsprogramme entwickelt werden.
Dieses Projekt wurde aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE) kofinanziert.