Demenzkranke im Krankenhaus: Aus der Sicht der Klinik

Rolf R. Diehl
Alfried Krupp Krankenhaus, Essen

Demenzerkrankte haben ein besonders hohes Risiko, im Krankenhaus in einen akuten Verwirrtheitszustand (Delir) zu geraten. Delire verschlechtern dtl. die Prognose akuter Erkrankungen und hinterlassen oft eine dauerhaft verschlechterte Demenz.
Bei älteren Krankenhauspatienten sollten deshalb möglichst bei Aufnahme Demenzerkrankungen bekannt sein, damit delirpräventive Maßnahmen greifen können.

Der großzügige Einsatz von Demenzscreening (MMST und/oder DemTect) sowie von Delirtests (z.B. Confusion Assessment Method, CAM) durch einen speziellen Dienst im Krankenhaus (z.B. studentische Hilfskräfte) hilft, Risikopatienten und bereits ins Delir gefallene Patienten rasch zu identifizieren.

Die medizinische Delirbehandlung (z.B. Infekttherapie), die Vermeidung anticholinerger Medikamente, die strikte Vermeidung von perioperativen Benzodiazepinen bei älteren Patienten, die Vermeidung von Isolation und von Verlust an Tagesstruktur sowie die Ermöglichung von Vertrautheit (z.B. häufige Besuche) sind oft ausreichend zur Delirprävention oder –therapie. Bei agitierten Deliren können erfahrene Demenzschwestern dem Patienten oft vor Zwangsmaßnahmen bewahren, bisweilen ist der Einsatz von Neuroleptika aber unvermeidlich.

Solche delirpräventiven/-therapeutischen Maßnahmen steigern die Wahrscheinlichkeit, dass die Patienten aus dem Krankenhaus wieder nach Hause zurückkehren können und helfen, die erheblichen Folgekosten von Krankenhausdeliren (z.B. Pflegeheim) zu vermeiden. Gleichwohl lassen sich die delirprophylaktischen Maßnahmen der Krankenhäuser bislang abrechnungstechnisch nicht angemessen im DRG-System abbilden

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