Multimodale Bildgebung in der Früherkennung dementieller Erkrankungen

Alexander Drzezga
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universität zu Köln

1. Zielsetzung/Fragestellung

Es wird heute davon ausgegangen, dass mögliche kausale Therapieansätze der Demenzerkrankungen in frühen Stadien eingeleitet werden müssten, um irreversible neuronale Schäden zu verhindern. Die frühe Diagnose der assoziierten Neuropathologien ist jedoch problematisch, da diese nur eine geringe und späte Korrelation mit der klinischen Symptomatik aufweisen. Gängige Erkrankungsmodelle machen für die neurodegenerativen Erkrankungen eine Kaskade von unterschiedlichen pathophysiologischen Prozessen verantwortlich. Als ein frühes und möglicherweise kausales Phänomen wird dabei die Aggregation bestimmter Proteine im Gehirn betrachtet. Dazu zählen z.B. bei der Alzheimer-Demenz die Amyloid-Plaque Ablagerungen. Diese Ablagerungs-Pathologien beginnen offenbar viele Jahre vor dem Auftreten der ersten klinischen Symptome, andere typische Phänomene der Neurodegeneration wie synaptische Dysfunktion und Nervenzellverlust (Atrophie) erscheinen sukzessiv erst im weiteren Verlauf.

2. Materialien/Methoden

In der Detektion dieser Pathologien in vivo kann die Neurobildgebung eine wesentlich Rolle spielen. Die strukturelle MRT-Bildgebung erfasst dabei die eher später im Erkrankungsverlauf auftretende Atrophie als Maß des Nervenzellverlustes. Die 18F-FDG-PET und die funktionelle MRT erlauben dagegen Aussagen über die neuronale Dysfunktion und funktionelle Konnektivität des Gehirns, d.h. über frühere Veränderungen. Ganz neue Methoden der molekularen Bildgebung (Amyloid-PET) ermöglichen nun sogar die Diagnostik der Amyloid-Ablagerung im Gehirn.


3. Ergebnisse

Eine Vielzahl von Studien belegt mittlerweile den wissenschaftlichen und klinischen Nutzen der Verfahren der Neurobildgebung in der Untersuchung pathophysiologischer Zusammenhänge wie auch in der verbesserten Frühdiagnostik, der verlässlicheren Differentialdiagnostik und des quantitativen Therapiemonitorings bei den Demenzerkrankungen. Den einzelnen bildgebenden Verfahren kommt dabei komplementärer Bedeutung zu, so dass eine sinnvolle Kombination oft den maximalen Aufschluss ermöglicht. In diesem Zusammenhang könnte besonders auch die vor kurzem vorgestellte integrierte PET/MR-Technologie eine wichtige Rolle spielen.


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung

Mittels moderner Verfahren der Neurobildgebung kann eine verlässlichere und frühere Diagnostik der neurodegenerativen Erkrankungen im gering- oder asymptomatischen Stadium möglich werden. Zudem könnte besonders die multimodale Anwendung der Bildgebung das Verständnis der pathophysiologischen Interaktion verschiedener Neuropathologien vertiefen.

 

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