Neurale Veränderungen der Impulskontrolle im Alter
Oliver Tüscher
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Gedächtnisambulanz,
Universitätsmedizin Mainz
Prof. Dr. K. Lieb, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Prof. Dr. A. Fellgiebel, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
1. Zielsetzung/Fragestellung
Impulskontrolle als Exekutivfunktion ist essentiell für das individuelle
Verhalten und soziale Miteinander im alltäglichen Leben. Reaktionsinhibition
als eine Komponente der Impulskontrolle, ist die Fähigkeit, inadäquate
Reaktionstendenzen zu unterdrücken. Wie sich Altersphänomene der
Hirnveränderung wie Frontalisierung und Bilateralisierung auf
Netzwerke der Impulskontrolle auswirken, ist für das Verständnis
von Verhaltenssymptomen wie Disinhibition oder Aggression zentral.
2. Materialien/Methoden
Simon-, Go/Nogo- und Stop-Signal-Task wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie
(3T TIM-Trio) Alterseffekte wurden durch lineare Regressionen in 49 gesunden
Probanden im Alter von 20 bis 77 Jahren untersucht.
3. Ergebnisse
Mit zunehmender Aufgabenschwierigkeit zeigten sich von einer Mehraktivierung
des Inhibitionsnetzwerkes, über eine verstärkte Bilateralisierung
bis hin zu einem Aktivitätseinbruch unterschiedliche Alterseffekte.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Bei zunehmenden inhibitorischen Anforderungen setzten im Alter initial neurale
Kompensationsmechanismen (Mehraktivierung & Bilateralisierung) bevor sowohl
die Verhaltens- als auch neuronale Leistung einbrechen. Die Bedeutung dieser
Befunde für Theorien des gesunden Alterns (CRUNCH / STAC, Park and Reuter-Lorenz,
2009) und die Ausbildung von Verhaltenssymptomen bei neurodegenerativen Erkrankungen
werden in diesem Beitrag diskutiert (Sebastian et al. Neurobiol Aging in press).