Umgang mit Delir in der Unfallchirurgie
Sarwiga Riem
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum
für
Alterstraumatologie DIN EN ISO 9001:2008, Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe
Unfallchirurgen nehmen den
Umgang mit verwirrten Patienten als Problem wahr, wie eine kleine qualitative
Befragung zeigte. In der Alterstraumatologie
ist als Tracer-Diagnose die hüftgelenksnahe Femurfraktur anerkannt.
Nach stattgehabter Fraktur ist das Delir im Alter sehr häufig, wobei
eine Abgrenzung in der Notaufnahme und in der perioperativen Phase sich
schwierig gestaltet, da eine der Erkrankungen Delir, Depression und Demenz
oder Mischformen in bis zu 59 % nach coxalen Frakturen auftreten. Die Prävalenz
der Diagnose Demenz zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme wird mit
27.9% angegeben. Mit 29% zeigte dies auch eine multizentrische Machbarkeitsstudie
der AG Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
an 228 Patienten ab 70 Jahren (mittleres Alter 84,0 Jahre). Allerdings
wiesen nur 24% keine kognitive Einschränkung auf (MMSE 27-30), nur
in 57% war sicher keine Depression vorhanden (GDS 0-4). Innerhalb der ersten
postoperativen Tage wurde der CAM in 213 Fällen ausgefüllt und
erscheint damit praktikabel. Ein postoperatives Delir wurde explizit in
29% dokumentiert. Interdisziplinäre Interventionsprogramme sollen
signifikant die Häufigkeit, die Schwere und die Dauer des perioperativen
Delirs nach coxaler Femurfraktur senken, insbesondere bei Patienten ohne
prätraumatischer Beeinträchtigung in den Aktivitäten des
täglichen Lebens (ADL) und ohne vorbestehender Demenz. Zur Vermeidung
und Behandlung des folgenschweren Delirs wurde ein Musterstandard zur Delirprävention
und –therapie von der interdisziplinären AG Alterstraumatologie
der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie bzw. Unfallchirurgie entwickelt
und wird zunehmend in Zentren für Alterstraumatologie umgesetzt.