eHealth als Mittel der Angehörigenunterstützung und des ‚medical decision support‘ bei Demenz: das EU-Projekt eHealthMonitor

Sandra Schaller
Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Peter L. Kolominsky-Rabas, Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg


1. Zielsetzung/Fragestellung
Aufgrund der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft ist eine steigende Prävalenz von Demenzerkrankungen zu verzeichnen. Mit zunehmender Krankheitsschwere sind Demenzpatienten insbesondere auf Unterstützung im familiären bzw. professionellen Umfeld angewiesen. Die Einbeziehung von pflegenden Angehörigen für die unmittelbare Alltagsversorgung als auch für rechtliche, finanzielle sowie medizinische Angelegenheiten (shared decision making) erhält zunehmende Bedeutung für die Erhaltung bzw. Steigerung der Lebensqualität von Patienten und Angehörigen spielen Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige deshalb eine essentielle Rolle.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Internetzugangs sowie der hohen Verfügbarkeit von digitalen Informationen, existiert ein hohes Potential für ‚eHealth‘ Unterstützungsangebote. Während der Erfolg von eHealth-Maßnahmen und Telemedizin in anderen Krankheitsbildern wie z.B. Schlaganfall und Herz-Kreislauferkrankungen bereits bestätigt wird ; findet ihre Anwendung bei neurodegenerativen Erkrankungen, wie Demenz, heutzutage eine geringe Verbreitung. Aktuelle Studien , , weisen jedoch explizit auf die existierende Bedeutung des Internets als Informationsquelle von Angehörigen von Demenzpatienten hin.

Das Ziel des interdisziplinären EU-Projektes ‚eHealthMonitor‘ ist eine Individualisierung von eHealth Angeboten, um spezifische Kompetenzen und Wissen zu steigern sowie am medizinischen Entscheidungsprozess aktiv mitzuwirken. Der Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patient/Angehörigem und Arzt wird dabei als „shared decision making“ (SDM) bezeichnet. Zugleich sollen durch die Maßnahme Qualität und Akzeptanz von elektronischen Gesundheitsangeboten für Prävention, Unterstützung und Behandlung erhöht werden.

2. Materialien/Methoden
Im Rahmen des Projektes werden pflegenden Angehörigen durch ein sogenanntes 'Personal eHealth Knowledge Space' – Internetportal krankheitsspezifische sowie individuelle, situationsspezifische Informationen zur Verfügung gestellt. Informationen können dabei Links auf Webseiten, PDFs, Videos aber auch regionale und lokale Netzwerke bzw. Anlaufstellen sein. Ziel ist ein Wissen- und Kompetenzzuwachs, insbesondere in der individuellen Situation des Nutzers. Neben dem Erhalten von Informationen spielt das aktive Berichten über Krankheitsverlauf (Symptome, Kognition, Nebeneffekte von Medikamenten) eine wichtige Rolle. In einem elektronischen ‚Tagebuch‘ werden die Aspekte notiert. Per E-mail oder SMS können die Nutzer an den Eintrag erinnert werden. Insbesondere pflegende Angehörige kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Die eingetragenen Informationen können vom zuständigen Arzt mit Zustimmung von Patient und Angehörigen eingesehen und analysiert werden. Über das Portal kann der Arzt Empfehlungen geben oder den Patienten ggf. einbestellen. Der Angehörige verfügt über essentielle Informationen und wird somit aktiv in den Prozess der medizinischen Entscheidungsfindung integriert.

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Vgl. Krüger-Brand (2013): Telemedizin: Bayern treibt Ausbau voran; Dtsch Arztebl 2013; 110(12): A-541 / B-483 / C-483 http://www.aerzteblatt.de/archiv/135918/Telemedizin-Bayern-treibt-Ausbau-voran?src=search
Vgl. Gräßel et al. (2009): Das Internet als Informationsquelle für pflegende Angehörige eines Demenzpatienten, Psychiatrische Praxis 2009 (36): 115-118.
Hayden et al. (2012): The use of Internet technology for psychoeducation and support with dementia caregivers, Psychol Serv 2012, 9 (2): 215-218.
Chiu, Eysenbach (2011): Theorizing the health service usage behavior of family caregivers: a qualitative study of an internet-based intervention, Int J Med Inform. 2011 Nov;80(11):754-64.
Lenz et al. (2012): Entscheidungshilfen für Patienten. Deutsches Ärzteblatt 2012; 109(22-23): 401-8; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0401
Unter ‚Mockups’ wird in diesem Zusammenhang eine Visualisierung der modellierten Prozesse auf Papier verstanden; welche dem Layout einer Webseite entspricht. Für jeden Prozessschritt wird hierfür eine Webversion (vorerst Papier) erstellt, welche anschließend von den technischen Partner in die Realität umgesetzt werden kann.

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