Bevölkerungsbasierte
Versorgungsforschung: das „Leuchtturmprojekt“ IDemUck
Konstanze Fendrich,
Institut für Community
Medicine, Universitätsmedizin Greifswald
Claudia Meinke, Institut für Community Medicine, Greifswald
Thomas Fiß, DZNE, Teilstandort Greifswald
Romy Heymann, Greifswald
Stefan Weiß, Greifswald
Wolfgang Hoffmann, Institut für Community Medicine, Greifswald
1.
Zielsetzung/Fragestellung
Im Interdisziplinären Betreuungs- und Behandlungsnetz für Demenzpatienten
im Landkreis Uckermark (IDemUck) arbeiten die Fachabteilungen der beiden regionalen
Krankenhäuser, niedergelassene Haus- und Fachärzte, Pflegende und
Angehörige von Sozialberufen in einem Netzwerk mit dem Ziel der Früherkennung
und adäquaten Begleitung von Demenzpatienten zusammen. Durch eine definierte
Aufgabenverteilung und abgestimmte Behandlungspfade innerhalb des fachübergreifenden
Netzwerkes soll eine frühzeitige Diagnosestellung der Demenzerkrankung
erfolgen, die Selbstständigkeit des Patienten möglichst lang erhalten
bleiben, die Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen Leben unterstützt
sowie der Umzug der Patienten in ein Heim zeitlich hinausgezögert werden.
Die Ziele der IDemUck-Evaluationsstudie bestanden in der Analyse der Lebenssituation
und der Versorgungsbedarfe von in der Häuslichkeit lebenden Demenzpatienten
und deren Angehörigen sowie in der ergebnisbasierten Evaluation des bestehenden
Netzwerkes zur integrativen Versorgung von Demenzpatienten.
2. Materialien/Methoden
Die IDemUck-Studie ist eine cluster-randomisierte kontrollierte prospektive
Studie, in die 235 Demenzpatienten (Interventionsgruppe: N=118, Kontrollgruppe:
N=117) und deren betreuende Angehörige (N=184) eingeschlossen worden sind.
Die Interventionsgruppe wurde entsprechend der Behandlungspfade des Netzwerkes,
die Kontrollgruppe entsprechend der in der allgemeinen Praxis üblichen
Vorgehensweise behandelt. Mit standardisierten Tests wurden durch speziell
geschulte Study Nurses Daten zur Alltagskompetenz, zur kognitiven Leistungsfähigkeit,
Depressivität, gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Probanden
und zur Belastungssituation der Angehörigen jeweils zum Zeitpunkt des
Einschlusses in die Studie und 6 bzw. 12 Monate danach erhoben.
3. Ergebnisse
Die Evaluationsstudie konnte u. a. zeigen, dass Probanden, die innerhalb des
Netzwerkes behandelt wurden, in der Zeit vor der jeweiligen Befragung zu
einem signifikant größeren Anteil einen Neurologen konsultiert
hatten. Probanden, die einen Neurologen konsultiert hatten, hatten gleichzeitig
zu einem höheren Prozentsatz eine ärztliche Demenzdiagnose als
Probanden, die zuvor keinen Neurologen aufgesucht hatten. Die Anzahl Probanden,
die mit einem Antidementivum behandelt worden sind, stieg in der Interventionsgruppe
deutlich stärker an als in der Kontrollgruppe.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Studie liefert wichtige Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der
Netzwerkarbeit, aber auch für die Ausgestaltung neuartiger Versorgungskonzepte
für Demenzerkrankte und deren betreuende Angehörige.