Neuropsychologische Leistungstests – Methodische Probleme und neue Entwicklungen
Georg Adler,
Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG),
Mannheim
Neuropsychologische
Leistungstests sind der zentrale Baustein der Demenzdiagnostik. Ihre Durchführung
ist in der Praxis allerdings mit erheblichen grundsätzlichen und methodischen
Problemen verbunden. Derartige Tests sind zeitintensiv und häufig für
den Patienten unangenehm oder peinlich. Die ermittelte Leistungsfähigkeit
kann intraindividuell stark schwanken, insbesondere in Frühstadien der
Erkrankung, und ist stark abhängig von situativen Einflüssen. Es
können ausgeprägte Untersucherartefakt auftreten, z.B. wenn sich
die Patienten eingeschüchtert oder beschämt fühlen. An methodischen
Einschränkungen ist zu erwähnen, dass die meisten Verfahren nicht
für Alter, Geschlecht und Bildung normiert sind. Oft werden infolge
von Deckeneffekten Einschränkungen der kognitiven Leistungsfähigkeit
bei gut gebildeten Personen nicht erkannt. Hingegen werden häufig Patienten
mit stärker ausgeprägten kognitiven Einschränkungen bei handbuchgemäßer
Durchführung der Tests durch die Vorlage von zahlreichen Aufgaben, die
sie nicht bewältigen können, belastet (Bodeneffekte).
Vor dem Hintergrund dieser Problematik wurde von uns ein computergestütztes
Verfahren, der Merkfähigkeits- und Aufmerksamkeitstest (MAT®), neu
entwickelt. Mit diesem Test werden Arbeits- und Kurzzeitgedächtnis für
verbales, figurales und episodisches Material sowie die selektive Aufmerksamkeitsleistung
standardisiert getestet. Der Test kann durch die Probanden ohne Schwierigkeiten
und selbständig durchgeführt werden. Er ist adaptiv, d.h. der Testverlauf
wird durch die erreichten Zwischenergebnisse gesteuert, so dass sich das Schwierigkeitsniveau
der Aufgaben der Leistungsfähigkeit des Probanden anpasst. Die Auswertung
erfolgt automatisch in Bezug auf alters-, bildungs- und geschlechtsangepasste
Normkollektive. In einer Evaluationssstudie zeigten sich ausgezeichnete Korrelationen
der Testergebnisse mit den Ergebnissen von Referenzverfahren, eine gute Trennung
von Alzheimer-Patienten und Kontrollpersonen sowie eine hohe Akzeptanz des
Verfahrens durch die Probanden. Die Mehrzahl der Probanden zog diese Form der
Leistungs¬testung der Leistungstestung durch eine Person vor.