Psychodynamische Überlegungen zu den Zeitperspektiven der Angst im Alter
Johannes Kipp,
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum Kassel
1. Zielsetzung/Fragestellung: Untersuchung zur Angstentstehung bei älteren Menschen in Bezug auf Zukunftserwartungen und Vergangenheitserlebnissen.
2. Materialien/Methoden: klinische Einzelfallstudien zur Angstentstehung und zur Therapie von Ängsten im Alter
3. Ergebnisse: Angststörungen nehmen im Alter ab, die Sorge um genügend
Sicherheit nimmt aber im Alter zu. Mit der (Vor)sorge ist meist eine Einschränkung
des Lebensradius verbunden, die man im höheren Alter als adäquat
empfindet, während diese in früheren Lebensaltern sicher als phobisch
bezeichnet würde.
Alte Menschen werden manchmal von schweren Angstzuständen eingeholt, wenn
Traumata reaktiviert werden. Nicht selten weist beispielsweise eine Herzangst
primär auf eine koronare Durchblutungsstörung hin. Durch das Gefühl,
hilflos ausgeliefert zu sein, werden aber auch lange zurückliegende Traumata
reaktiviert. In solchen Fällen kann durch das Ansprechen der lange zurückliegenden
traumatischen Situationen häufig eine sehr gute Reduktion der Ängste
erreicht werden, wenn die Angst nicht der Abwehr von aggressiven Impulsen dient.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung: Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie kann sehr gut bei Patienten im höheren Lebensalter angewandt werden.