Innovative und herkömmliche Versorgungsstrukturen für Menschen mit schwerer Demenz im Vergleich: Evaluation einer Pflegeoase

Birgit Schuhmacher
Alter. Gesellschaft. Partizipation. AGP, Institut für angewandte Sozialforschung

Evangelische Hochschule Freiburg
Thomas Klie, AGP Freiburg


1 . Zielsetzung/Fragestellung
In „Pflegeoasen“ als Teil der stationären Altenhilfe leben Menschen mit weit fortgeschrittener Demenz und werden dort betreut und gepflegt. Zentrales Merkmal ist die gemeinsame Unterbringung mehrerer Bewohner/-innen in einem Raum statt in Einzel- oder Doppelzimmern. Die Studie untersuchte die Lebensqualität der Bewohner/-innen (Programmgruppe) im Vergleich zu der von Bewohner/-innen in Einzel- oder Doppelzimmern (Vergleichsgruppe). Auch wurde die Arbeitsbelastung und -zufriedenheit der Pflegenden und die Zufriedenheit der Angehörigen erforscht sowie nationale und internationale Expertenmeinungen eingeholt.

2. Materialien/Methoden
Bewohner/-innen: n=13 (12w,1m), Ø 86,62 Jahre, MMST < 3
Heidelberger Instrument zur Erfassung der Lebensqualität Demenzkranker (HILDE); Analyse der Pflegedokumentation; eigene Beobachtung
Pflegende: Wege- und Tätigkeitsanalyse (n=50); Fragebogen zur Beanspruchung durch Humandienstleistungen (BHD) (t1: n=26, t2: n=21); drei Gruppendiskussionen (n=12)
Angehörige: standardisierter Kurzfragebogen (n=10) sowie
qualitative Leitfadeninterviews (n=8)


3. Ergebnisse
grafisch aufbereitet: Bewohner/innen von Pflegeoasen erleben (zu zwei Messzeitpunkten signifikant) häufiger positive Kontakte sowie (zu einem Messzeitpunkt signifikant) häufiger positive Alltagssituationen. Pflegende legen in der Oase nur etwa 2/3 der Arbeitswege zurück im Vergleich zur Arbeit in Einzel- und Doppelzimmern.

4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Lebensqualität der Bewohner/-innen der Pflegeoase erreicht auf den Dimensionen
• Vielfalt und Häufigkeit positiv erlebter Alltagssituationen
• Vielfalt und Häufigkeit von positiv erlebten sozialen Kontakten sowie
• Vielfalt und Häufigkeit von positiv erlebten Aktivitäten
eine höhere Ausprägung als die Lebensqualität der Bewohner/-innen von Einzel- oder Doppelzimmern. Im Schmerzerleben und im Bewegungsradius innerhalb der Einrichtung finden sich keine Unterschiede zwischen PG und VG.Pflegende in der PG müssen deutlich kürzere Wege zurücklegen und können diese Zeit bewohnernah einsetzen.

 

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