Prädiktion der Wirksamkeit von Rivastigmin bei Patienten mit Parkinson-Demenz
Michaela Christenn
ISPG – Institut für Studien zur psychischen Gesundheit, Mannheim
Miriam
Bektas, ISPG, Mannheim
Andreas Kupsch, Charité – Universitätsmedizin,
Berlin
Erich Scholz, Böblingen
Georg Adler, ISPG, Mannheim
1 . Zielsetzung/Fragestellung
Für die Behandlung der Parkinson-Demenz (PDD) wurde die Wirksamkeit von
Rivastigmin nachgewiesen. Bei PDD-Patienten besteht ein höheres cholinerges
Defizit als bei Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD), welches im EEG durch eine
Erhöhung der Theta-Aktivität abgebildet wird. Für Patienten
mit AD konnte gezeigt werden, dass die Abnahme der Theta-Aktivität nach
zweiwöchiger Rivastigmin-Therapie eine gute längerfristige Wirksamkeit
prädiziert. Wir erwarteten daher, dass sich die Wirksamkeit bei Patienten
mit PDD ebenso durch klinische Anzeichen des cholinergen Defizits sowie durch
eine Reduktion der Theta-Aktivität prädizieren lässt.
2. Materialien/Methoden
In der RIVAPARK-Studie wurden die Zusammenhänge zwischen verschiedenen
Indikatoren eines cholinergen Defizits und der therapeutischen Wirksamkeit
von Rivastigmin bei ambulanten Patienten mit PDD untersucht. Die Indikatoren
des cholinergen Defizits (Störungen der Aufmerksamkeit, des Kurzzeitgedächtnisses,
Vigilanzstörungen, visuelle Halluzinationen, Theta-Aktivität) wurden
vor Behandlungsbeginn und nach zweiwöchiger Rivastigmin-Therapie untersucht.
Das Behandlungsergebnis wurde sechs Monate nach Behandlungsbeginn erhoben.
Als Behandlungserfolg galten eine Verbesserung von kognitiver Leistungsfähigkeit
und Alltagsfunktion.
3. Ergebnisse
Es konnten die Ergebnisse von 32 Patienten (20 Männer, 12 Frauen) ausgewertet
werden. Verwertbare EEGs liegen von 24 Patienten vor (17 Männer, 7 Frauen).
Von den 24 Patienten konnten 21 ihr Ergebnis im MMST verbessern oder beibehalten
(Responder), während lediglich 3 Patienten sich nach 6 Monaten gegenüber
dem Wert bei Einschluss verschlechterten (Non-Responder). Die Hälfte der
Patienten konnte ihre Alltagsfunktion verbessern oder beibehalten, die andere
Hälfte verschlechterte sich. Die beiden Maße korrelieren in mittlerem
Ausmaß (r=,423; p< 0,05). Die Patienten, deren Theta-Aktivität
im EEG sich unter der Therapie reduzierte, unterschieden sich nicht durch ihre
klinischen Parameter von den restlichen Patienten. Mit Ausnahme der verzögerten
Wiedergabe einer Wortliste gilt dies auch für die durchgeführte Split-Half-Analyse,
so dass weder die Theta-Aktivität im EEG noch die klinischen Parameter
eine Wirksamkeit von Rivastigmin prädizieren konnten.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Response-Rate für Rivastigmin bei Patienten mit PDD ist sehr hoch
und die spezifische Prädiktion des Behandlungserfolges mit den beschriebenen
Parametern nicht möglich. Angesichts der hohen Ansprechrate auf Rivastigmin
bei PDD-Patienten erscheint die Behandlung so erfolgversprechend, dass eine
Prädiktion des Behandlungserfolges im Vorfeld der Behandlung als nicht
notwendig erscheint und Aufwand sowie Belastung durch zusätzliche Untersuchungen
wahrscheinlich nicht rechtfertigt.