Die Bedeutung der Prämedikation für die Behandlung der Alzheimer-Demenz mit perkutanem Rivastigmin und deren Kombination mit Psychopharmaka
Konstantin Articus
Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Johannes Seibert, Praxis für
Neurologie u. Psychiatrie, Heidelberg
Stefan Spittler, Alexianer-Krankenhaus,
Krefeld
Klaus Hechenbichler, Institut Dr. Schauerte, Oberhaching
Klaus Bornholdt, Sanofi-Aventis
Deutschland GmbH, Berlin
1 . Zielsetzung/Fragestellung
Mangelnde Wirksamkeit bzw. Verträglichkeit bedingen Wechsel in der medikamentösen
Be-handlung der Alzheimer-Demenz (AD), die zudem oft mit Psychopharmaka kombiniert
wird. Die vorliegende Studie untersuchte unter Bedingungen des Versorgungsalltages
den Ein¬fluss (a) einer Behandlung mit Rivastigmin Pflaster auf die gleichzeitige
Einnahme von Psychopharmaka sowie (b) den einer antidementiven Vorbehandlung
auf dessen Wirksamkeit.
2. Materialien/Methoden
In dieser prospektiven, multizentrischen, nicht-interventionellen Studie wurden
in ganz Deutschland AD Patienten eingeschlossen, bei denen erstmals eine Rivastigmin-Therapie
zur Anwendung kam. Patienten wurden über die ersten 4 Monate einer Behandlung
mit Rivastigmin-Pflaster hinsichtlich funktioneller Tests, des medizinischen
Gesamteindruckes, der Belastung der pflegenden Person, sowie der Einhaltung
von Therapievorgaben und der begleitenden Einnahme von Psychopharmaka untersucht.
3. Ergebnisse
58% der 1113 eingeschlossenen Patienten wurden erstmals gegen Alzheimer-Demenz
behandelt, wohingegen 42% die Therapie wechselten. Vorbehandelte Patienten
nahmen im Vergleich zu erstbehandelten zu einem höheren Prozentsatz
die Zieldosis, sowohl nach einem Monat (61% gegenüber 55%) als auch nach
4 Monaten (71% gegenüber 65%), und verblieben länger in der Studie
(Ausfall 5.6% gegenüber 9.0%). Unter Rivastigmin verbesserten sich
sowohl der Minimentalstatus-Test (MMST) als auch der medizinische Gesamteindruck
signifikant und zwar unabhängig von der Vorbehandlung (MMST-Anstieg: 0.8±3.4
versus 0.9±3.4; verbesserter medizinischer Gesamteindurck: 61.3% versus
60.9%, beide Unterschiede nicht signifikant) und der Anteil an Patienten mit
gleichzeitiger Psycho-pharmakaeinnahme reduzierte sich von 29.0% auf 25.8%.
In vorbehandelten Patienten fiel dieser Prozentsatz wesentlich deutlicher von
27.1% auf 22.6% (p<0.001).
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Eine antidementive Vorbehandlung scheint wenig Einfluss auf die Wirksamkeit
von perkutanem Rivastigmin zu nehmen, möglicherweise aber auf die
Reduzierung der begleitenden Einnahme von Psychopharmaka. Dies sollte
in kontrollierten klinischen Studien verifiziert werden.