Mundgesundheit mit Demenz
- die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen Arzt und Zahnarzt

Ina Nitschke
Bereich Seniorenzahnmedizin
Departement für Kopf- und Zahnmedizin, Friedrich-Louis-Hesse-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Orale Medizin, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universitätsklinikum Leipzig
Angela Stillhart
Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin, Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich



Die zahnmedizinischen Präventionsbemühungen führen dazu, dass immer mehr ältere Menschen eigene Zähne bis in hohe Alter behalten. Die eigenen Zähne und ein passgenauer Zahnersatz ermöglichen auch den älteren Menschen ihre Kau- und Sprechfunktion zu erhalten und sie tragen zu einem guten Aussehen bei. Die vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, dass bei den 65-74 -Jährigen 22 % zahnlos sind, sodass das Alter nicht gleichbedeutend mit Zahnlosigkeit ist. Wichtiger Bestandteil der Mundgesundheit ist jedoch, dass eine kontinuierliche gute Mundhygiene zu Hause stattfindet, die durch eine mehrmals im Jahr beim Zahnarzt stattfindende professionelle Zahn- und Prothesenreinigung unterstützt wird. Körperliche und kognitive Einschränkungen, die der Mundgesundheit schaden, sollten gezielt durch den Zahnarzt und sein Team aufgefangen werden. Schlechte Mundhygiene kann allgemeinmedizinische Erkrankungen verursachen bzw. verstärken.

Die Diagnose Demenz rüttelt den Patienten und seine Familie auf. Es werden Wege gesucht, mit der Krankheit und den daraus entstehenden Einschränkungen zu leben. Dabei wird die Mundgesundheit in der Regel von allen Beteiligten vergessen. Kontrollorientierte Zahnarztbesuche finden oft nicht mehr statt. Der Zahnarzt sieht den dementen Patienten meistens erst wieder, wenn aufgrund von Nahrungsverweigerung der Mund wieder in den Focus des Interesses rückt.

Oft kann der Zahnarzt dann aber im üblichen Weg nicht mehr behandeln, da der Patient nicht in der Lage ist, kooperativ mitzuarbeiten. Eine zahnärztliche Behandlung kann dann oft nur noch unter Vollnarkose stattfinden. Die Therapie ist meist sehr einschneidend, da eine jahrelange Vernachlässigung des Gebisses große Schäden verursacht hat. Ist die Grunderkrankung zu weit fortgeschritten, sind Patienten nicht mehr mit Zahnersatz zu versorgen und die Zahnextraktion oft nur noch die einzige Lösung.

Kommt der Patient jedoch in der Phase der Diagnosestellung, in der er meist noch kooperativ ist, zum Zahnarzt, hat dieser eine größere Chance, die Zähne zu erhalten und den Zahnersatz optimal zu gestalten. Danach wäre dann eine Erhaltungstherapie notwendig. Um eine Vollräumung der Mundhöhle mit den dazugehörenden Einschränkungen bei der Mastikation, Phonetik und Ästhetik zu vermeiden, wäre es sehr hilfreich, wenn der Patient und seine Angehörigen vom betreuenden Arzt bei Diagnosestellung sofort aufgefordert werden würden, den Zahnarzt aufzusuchen. Die Diagnosestellung und Überweisung durch den Hausarzt sollte dann in der Zahnmedizin auch der Start sein, eine intensive zahnärztliche Betreuung mit dem Patient und seinen Angehörigen aufzubauen.

Der Arzt ist somit aufgefordert, auch an die Mundsituation und die mundbezogene Lebensqualität seines Patienten zu denken, sodass sich folgende Frage stellt:
Wieso also nicht den Zahnarzt als interdisziplinären Partner mit einbeziehen - gleich nach Diagnosestellung Demenz?

 

back/zurück