Evaluation einer Langzeiterhebung von Routinedaten stationärer gerontopsychiatrischer Krankenbehandlung von 2006-2009

Rüdiger Noelle
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Bethel

Evangelisches Krankenhaus Bielefeld
Christine, Thomas, Evangelisches Krankenhaus, Bielefeld
Michael, Schulz, Evangelisches Krankenhaus, Bielefeld


1 . Zielsetzung/Fragestellung
Die stationäre gerontopsychiatrische Krankenbehandlung befindet sich an einer entscheidenden Schnittstelle des Gesundheitswesens.
Der Pflegebedarf im Sinne des SGB XI, welcher bei Patienten festgestellt wird, bleibt i. d. R. zu einem erheblichen Teil auch während und nach der stationären Behandlung erhalten.
In der Psychiatrie-Personal-Verordnung finden sich hierfür keine entsprechenden Ressourcen.
Lassen sich Patientengruppen ermitteln, die einen besonders hohen Unterstützungsbedarf bei der Selbstpflegefähigkeit im Bereich der Grundpflege haben?
Welche Zusammenhänge mit der Selbstpflegefähigkeit lassen sich finden?

2. Materialien/Methoden
Von 2006-2009 wurden aus der Regeldokumentation ~ 1.400 Datensätze nach der Behandlung erfasst. Dazu gehörten neben soziodemographischen Daten im wesentlichen die Einweisungsdiagnose nach ICD, die führende psychiatrische Pflegediagnose, der Barthel-Index (BI) und die Clinical Global Impressions Skala (CGI) zu Aufnahme und Entlassung sowie die Lebens- und Betreuungssituation vor der Aufnahme und nach der Entlassung.

3. Ergebnisse
Zwischen den Behandlungsbereichen mit den Schwerpunkten Depressions-, Demenz- und Psychosebehandlung finden sich signifikante Unterschiede im Hinblick auf: Alter der Patienten, Behandlungsdauer und Barthel-Index bei Aufnahme.

Die Routinedaten nach der Logik von Psychiatriepersonalverordnung (PsychPV) und Pflegeversicherung (SGB XI) liefern Hinweise zum Arbeitsaufwand professioneller Pflege in der stationären akut gerontopsychiatrischen Behandlung.
Für den Bereich der Depressionsbehandlung findet sich eine ähnliche Bemessung der Ressourcen für die Grundpflege: im Mittel +2,38 Minuten je Patient und Tag PsychPV zu SGB XI.
Für die anderen Bereiche findet sich ein erheblicher Unterschied der Ressourcen für die Grundpflege: im Bereich Psychosebehandlung im Mittel -48,68 Minuten je Patient und Tag PsychKG zu SGB XI und im Bereich Demenzbehandlung im Mittel -84,6 Minuten je Patient und Tag PsychKG zu SGB XI.*


4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Kombinationen der genannten Routinedaten mit weiteren Merkmalen – ICD Aufnahmediagnose, NANDA-Pflegediagnose[-Gruppe], Lebensform vor Aufnahme [Allein, mit Angehörigen etc.] – können Aussagen über den individuell zu erwartenden Unterstützungsbedarf bei der Selbstpflegefähigkeit ergeben. Die Aufnahmesteuerung und die Personaleinsatzplanung können so aufeinander abgestimmt werden.

 

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