Anpassungsstörungen im Alter
Simon Forstmeier,
Birgit Wagner, Andreas Maercker,
Psychopathologie und Klinische
Intervention, Universität Zürich
1. Zielsetzung/Fragestellung
Menschen im höheren Lebensalter erleben häufig eine Reihe von kritischen
Lebensereignissen, die zu psychischen Beeinträchtigungen führen können.
Ziel der Studie ist, ein Risikofaktorenmodell in einer Stichprobe älterer
Menschen zu überprüfen.
2. Materialien/Methoden
In einer Stichprobe von 150 Personen zwischen 65 und 95 Jahren (M = 76, 68%
weiblich), die alle mindestens ein kritisches Lebensereignis erlebt hatten,
wurde das Vorhandensein von Anpassungsstörungen geprüft. Zu den untersuchten
Risikofaktoren gehören Ereignis-bezogene Faktoren (Anzahl, Dauer), Vulnerabilitätsfaktoren
(z. B. kognitive Neigungen, Hilfsbedürftigkeit), die initiale Reaktion
(Bewertung des Ereignissen, dysfunktionale Bewältigungsversuche), Variablen
der Anpassungsfähigkeit sowie der sozialen Unterstützung.
3. Ergebnisse
In logistischen Regressionsanalysen erwiesen sich der Vulnerabilitätsfaktor
Intrusionsneigung, das initiale Gefühl der Bedrohung wichtiger Aspekte
des Selbst, ein niedriger Kohärenzsinn sowie mangelnde soziale Anerkennung
für das Erlebte als wichtigste Prädiktoren einer Anpassungsstörung
nach einem kritischen Lebensereignis. Ereignis-bezogene Faktoren scheinen keine
Rolle zu spielen.
4. Zusammenfassung/Schlussfolgerung
Die Intrusionsneigung als zentraler Mechanismus von Stress-Reaktions-Störungen
konnte in dieser Studie bestätigt werden. In der Behandlung von Anpassungsstörungen
im Alter sollten Anpassungsfähigkeit (Kohärenzsinn) und soziale Unterstützung
(Anerkennung für das Erlebte) gefördert werden.