Schmerz und Demenz Teil 1: Diagnostik und Erfassung

Erika Sirsch,
Private Universität Witten/Herdecke


Bei der Schmerzerfassung und -einschätzung gilt die Empfehlung, dass die Selbstauskunft Vorrang vor der Fremdeinschätzung hat. Bei Menschen mit Demenz stößt dieses Vorgehen allerdings oft an seine Grenzen, eine Fremdeinschätzung von Schmerz erfordert eine systematische Beobachtung und Interpretation der erfassten Informationen. Der Vortrag skizziert das interdisziplinäre Vorgehen zur Schmerzerfassung bei Menschen mit Demenz und zeigt Handlungsansätze auf.

Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen zeigen oft Verhaltensweisen, die z. B. als herausforderndes Verhalten der Demenz geschuldet sind, aber ihren Ursprung in nicht ausreichend erkannten und damit nicht suffizient behandelten Schmerzzuständen haben (Zwakhalen et el. 2006). Schmerz kann nur dann ausreichend therapiert werden, wenn er zuvor erfasst wurde. Menschen die ihrer Situation nicht selber Ausdruck verleihen können, brauchen ein „Gegenüber“, das ihnen den Schmerz zugesteht und ihr Verhalten ggf. als Schmerzäußerung interpretiert. Personen ohne Demenz erhalten, im Vergleich zu den Personen mit Demenz, z. B. nach einer Oberschenkelhalsfraktur die dreifache Dosis an Morphinäquivalenten (Morrison & Siu, 2000). In den letzten Jahren sind mehrere Schmerzeinschätzungsinstrumente zur Fremdeinschätzung bei Menschen mit Demenz veröffentlich worden (Basler et al. 2006; Fischer, 2007). Deren Einsatz erfordert allerdings fachliche Expertise. So muss der Entscheidung für eine Fremd- oder Selbsteinschätzung von Schmerz ein Screening zur kognitiven Situation vorausgehen.

 

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