Biomarker gestützte Diagnostik bei Demenzen – Neuroimaging

Stefan Teipel,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Rostock


Bildgebende Verfahren haben bereits heute eine große Bedeutung bei der Diagnose und Differenzialdiagnose demenzieller Syndrome durch den Ausschluss sekundärer Demenzursachen. Darüber hinaus erlaubt die kranielle Bildgebung die Darstellung von spezifischen Positivmarkern, die eine frühe Diagnose sowie die Abgrenzung verschiedener Demenzerkrankungen unterstützen können. Diese Positivmarker sind bisher kaum in der breiten klinischen Versorgung etabliert, finden aber heute bereits Anwendung in klinischen Studien und im Rahmen der Diagnostik an universitären Zentren.

Am breitesten verfügbar, neben der kraniellen CT-Untersuchung, ist die kranielle strukturelle MRT, deren diagnostische Aussagekraft durch die Anwendung einfacher semiquantitativer Skalen verbessert werden kann. Darüber hinaus stehen manuelle und automatisierte volumetrische Verfahren zur Verfügung, die bei klinischen Risikopersonen die Genauigkeit der Vorhersage der Konversion in ein demenzielles Syndrom bei Alzheimerkrankheit über die neuropsychologische Testung hinaus deutlich erhöhen können. Die manuelle Volumetrie des Hippokampus wird derzeit in nationalen und internationalen multizentrischen Netzwerkstudien auf ihre Praxistauglichkeit hin untersucht, technisch komplexere, in der Anwendung aber weniger aufwendige automatisierte Auswerteverfahren verlassen derzeit das experimentelle Anwednungsstadium an einzelnen Expertenzentren und werden in naher Zukunft auch multizentrisch evaluiert werden. Eine besondere Rolle spielen hierbei neue multivariate Klassifikationsverfahren, z. B. auf der Basis selbstlernender neuronaler Netzwerke.

Mit dem neuartigen MRT-basierten Verfahren des Diffusionstensoimaging (DTI) lässt sich am Lebenden die Beeinträchtigung der Integrität neuronaler Fasersysteme im Gehirn darstellen. Erste Studien haben begonnen, dieses neue Verfahren auf seine diagnostische Wertigkeit bei Demenzerkrankungen hin zu untersuchen. Eine endgültige Beurteilung dieses Verfahrens als diagnostischer Marker ist derzeit aber noch nicht möglich. Vonseiten der funktionellen Bildgebung gilt seit langem die Positronenemssionstomografie (PET) mit 18Fluordeoxyglukose (FDG) als Goldstandard der In-vivo-Diagnostik. Nachteil dieses Verfahrens sind die hohen Kosten und die eingeschränkte Verfügbarkeit. Durch die Entwicklung neuartiger PET-Marker, die die Darstellung von alzheimertypischen Amyloidplaques beim lebenden Menschen erlauben, wird der Stellenwert der PET als Frühdiagnostikmarker weiter zunehmen. Derzeit sind die Amyloidmarker aber noch nicht für die klinische Anwendung in der Routinediagnostik verfügbar.

In der Zusammenschau gibt es eine Reihe struktureller und funktioneller bildgebender Verfahren, die die Frühdiagnose und die Differenzialdiagnose demenzieller Syndrome verbessern können und somit Grundlage für eine frühere und bessere Behandlung der Patienten bieten. Wesentliches Kriterium der Beurteilung muss dabei immer der zusätzliche Nutzen sein, den das bildgebende Verfahren über eine differenzierte klinische und neuropsychologische Diagnostik hinaus beitragen kann.

 

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