Als deutscher Pflegeexperte in Spanien

Stephan Biel,
Direktor tioman & partners, Barcelona


Der demografische Wandel in Europa und die veränderte Lebensspanne bringt neue Bewegung in Europa mit sich. Die Öffnung der Grenzen und die Möglichkeit des Grenzlosen Überschreitens ermöglicht es den Bürgern neue europäische Perspektiven zu entwickeln und wahrzunehmen. Diese könne beruflicher oder privater Natur sein. Die EU hat es ermöglicht, aufgrund einer Vereinbarungen, uns beruflich in anderen Ländern der EU frei niederzulassen. Der neue „Bologna-Prozess“ ist ein weiterer Schritt zur Angleichung im professionellen Berufsleben. Was aber ist die Motivation der Migration von professionellen? und Was sind die Perspektiven? In den meisten Fällen wird als Grund für die Migration der Lohn, die schlechten Arbeitskonditionen vor Ort angegeben, oder später bei der Rückkehr nach Deutschland bessere Aussichten auf einen attraktiveren Arbeitsplatz zu finden. Weitere Motivgründe sind sich neuen Möglichkeiten und Herausforderungen zu stellen oder bereits Erworbene Erfahrungen aus Deutschland zu „exportieren“. In meinem Falle möchte ich dies am Bsp. Spanien deutlich machen.
Die demographische Entwicklung ist weiterhin ein Thema das die Politik und die Privatwirtschaft bewegt. Spanien, das Land mit der rasantesten Altersentwicklung innerhalb Europas, muss sich nicht nur um die eigene Bevölkerung bemühen (17 % der Bevölkerung sind 65 Jahre und älter). Zusätzlich zur eigenen Altersklientel ist ein stetiger Zuwachs von Rentnern aus Nordeuropa zu verzeichnen; rund 500.000 Deutsche im Alter von über 60 Jahren haben Spanien bereits als Altersdomizil gewählt, Tendenz steigend. Der Bedarf an altersgerechten Wohn- und Pflegeangeboten jeder Kategorie wächst sprunghaft und somit auch die Chance einer neuen beruflicher Perspektive im Pflegesektor. Der Wanderstrom der Menschen eröffnet neue Perspektiven, sowohl für das Land selbst in welches der Bürger emigriert, Beispiel „Florida Europas Spanien“, als auch für diejenigen die hier eine Neue berufliche Herausforderung sehen. Dabei ist es sicherlich für Pflegefachkräfte nicht unbedingt einfach sich diesen Anforderungen anzupassen, gerade jetzt im Bezug auf den neuen Bologna-Prozess.
Der Pflegemarkt in Spanien befindet sich aufgrund einer stufenweisen einführenden Pflegegesetzgebung geradezu in einer Neufassung, ähnlich wie wir es in Deutschland bei der Einführung der Pflegeversicherung erlebt haben. Dies führt zu neuen Herausforderungen im Pflegewissenschaftlichen mit sozialgerontologischem Hintergrundswissen. Eine Neuausrichtung und eine Konsolidierung des Marktes steht an, neue Dienstleistungssektoren rund um die Senioren und Pflegebedürftigen entwickelnd sich (Seniorenressorts im Süden, Deutsche Betreiber bauen Senioreneinrichtungen, Forschung und Entwicklung (AAL, FP7), etc.
Krankenschwestern werden Hände ringend gesucht, da es an Fachkräften mangelnd. Erfahrungen aus Deutschland sind willkommen, obgleich das Arbeitsfeld im Bereich Pflege nicht das mit dem Deutschen zu vergleichen ist. Der Bologna-

Prozess wird für die Pflegefachkräfte aus Deutschland eine neue Dimension erhalten. Das bisherigen Duale-Ausbildungssystem wird ab 2010 Schwierigkeiten in der Anerkennung haben, da Pflege ab dann 4 Jahre an der Uni mit einem Bachelor of Art abschließt. Es heißt daher sich zu rüsten um vorbereitet zu sein auf die neuen Herausforderungen die „mir“ und auch der Gesellschaft bevorstehen.
Meine nun 7½ jährige Tätigkeit als selbständiger Berater und Sachverständiger in Spanien mit Schwerpunkt „Seniorenbetreuung“ hat mir aufgezeigt, dass auch pflegerisches Wissen aus Deutschland Perspektiven hat. Mein erlerntes Pflegewissen aus Deutschland wurde positive in Spanien aufgenommen, was mich dennoch über die Jahre hinweg nicht abgehalten hat, kontinuierlich neues hinzuzulernen um mich evtl. Veränderungen schnell anzupassen.

Bibliografie:
James Buchan, Policy Brief. Health Systems and Policy Analysis, How can the migration of health service professionals be managed so as to reduce any negative effects on supply?http://www.euro.who.int/document/hsm/7_hsc08_ePB_10.pdf
James Buchan. Health worker migration in Europe: assessing the policy options. Eurohealth. Vol. 13, Nº 1 2007. S. 6-8.
Europäische Next-Studie. http://www.next.uni-wuppertal.de/dt/index_dt.htm
Maureen Lenhart, August Österle. Migration von pflegekräften: österreichische und europäische trends und perspektiven. Österreichische Pflegezeitschrift 12/2007. S. 8-11.
Regina Berger-Schmitt. Betreuung und Pflege alter Menschen in den Ländern der europäischen Union. Perspektiven zur Rolle familiärer Netzwerke. http://www.gesis.org/fileadmin/upload/institut/wiss_arbeitsbereiche/soz_indikatoren/Publikationen/Berger-Schmitt_2003.pdf
WHO-Bericht auf Ministerkonferenz ruft zu gemeinsamem Handeln zur Steuerung der Migration von Gesundheitsfachkräften auf. Tallinn/Kopenhagen, 24. Juni 2008. http://www.euro.who.int/mediacentre/PR/2008/20080624_14?language=german

 

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